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Mit Lebendigkeit führen uns gerichtliche Kundschaften von 1450 in dies Treiben. Der mit der Hexenverfolgung amtlich betraute Oberste Knecht Peter zum Blech wird vom Rate nach Heidelberg gesandt, wo dem Vernehmen nach viele Leute durch Hexen lahm geschwollen blind usw. geworden sind; der Pfalzgraf fragt den Peter, wie man zu Basel in solchen Fällen verfahre, und auf dessen Rat werden alle verdächtigen Weiber eingefangen und befragt; sie denunzieren noch andre, sodaß über Fangen und Foltern eine lange Zeit hingeht; zuletzt werden ihrer acht verbrannt, darunter des Stadtschreibers Frau als Königin aller Hexen. Peter zum Blech aber ist hiebei, durch Zutun der verzweifelnden Weiber, selbst lahm und krumm geworden, vom „Hexenschuß“ getroffen. Endlich wie er wieder gehen und reiten kann, kehrt er mit dem Hexenmeister, der ihn geheilt hat, nach Basel zurück und scheucht nun hier sofort einen Schwarm von Verdächtigen auf. Angst Bosheit Suggestion führen immer weiter zu Anklagen, alle Türme liegen voll von solchen Weibern, und Eine beschuldigt die Andre. Der Säckingerin, die krank ist, soll es die Fröhlicherin angetan haben; auch ihrem Manne hat diese die Kraft genommen. Die Burcine verredet sich, die Andern seien schuldiger als sie; Jene seien rechte Hexen, sie selbst nur eine „Zutreiberin“; die Fröhlicherin könne Hagel und Reif machen, Vieh und Leute lähmen u. dgl. m. Wir vernehmen bei dem Allem nur von Malefizien der alten Art, nicht von spezifischem Hexentum, und es kommt daher hier auch nicht zu einem Todesurteil. Vielleicht aber hängt die Verbrennung der Rößlerin in Waldenburg doch mit diesem Massenprozesse zusammen.

Die 1480er Jahre sodann, während deren überall in Oberdeutschland zahlreiche Hexen vertilgt werden, bringen auch unserer Stadt die Greuel dieser Verhöre und Verbrennungen in Menge: 1481, 1482, 1483, 1487, 1490, 1492, 1495 usw. Von da an kennt hier die Hexenverfolgung zunächst keine größern Pausen mehr.

Bezeichnenderweise gehört schon die früheste hier verurteilte Hexe der Berggegend des Baselgebietes an, dem Amte Waldenburg; in diesem sowie dem Amte Farnsburg finden sich dann auch in der Folge die meisten Hexen.

Zu beachten ist auch die seltsame Figur des Hexenmeisters. Er ist der allen Zauberkünsten gewachsene Kenner und Sachverständige; als solcher hilft er bei den Prozessen, namentlich bei Verhör und Folterung. Dem Meister Hans von Furnfelt wird nachgesagt, daß er alle Hexen, die in einem Lande seien, in einen Kreis zusammen bringen könne, auch daß

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 945. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/424&oldid=- (Version vom 4.8.2020)