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besonderer Abrede in jedem einzelnen Falle vorbehalten. Daß dann seit 1507 die jährlichen Zahlungen der Pfründen (Pensionen Reservate) in der Rechnung der Stadt unter den Einnahmen aufgeführt wurden, geschah im Zusammenhang mit den Beschlüssen des Rates von 1507, wonach jährlich zweihundert Gulden aus den Mitteln der Stadt für Professorenbesoldungen aufgewendet werden sollten. Es erschien richtig, wie diesen Betrag so auch jene Zahlungen der Pfründen gleichmäßig durch Buch und Kasse der Stadt gehen zu lassen; die städtische Leistung wurde durch jenen Zuschuß nicht beeinflußt, sondern die Gesamtausgabe um dessen Betrag erhöht.

Zusammengefaßt verkündigt sich uns dies Alles als eine glänzende Bereicherung des öffentlichen Wesens. Ein neues Element tritt in die Basler Welt ein. Die Ratsschriften beginnen von Dingen zu handeln, die ihnen bisher fremd gewesen, und tun es in Worten, die kein Kanzlist noch gebraucht hatte, und in einem sichtlich geläuterten Latein. Die Beschlüsse, die Gutachten und Briefe, die zahllosen Notizen über alle diese erst zu lernenden Besorgungen zeigen uns die in ihrer Größe und Eigenart gar nicht vorausgesehenen Pflichten, die das Universitätswesen dem Stadtregimente gebracht. Es sind Zeugnisse der ernstlichsten Arbeit, oft schwere Sorgen verratend, zuweilen voll Enthusiasmus, immer aber weht in ihnen der Atem dieser unvergleichlichen Zeit.

Zumeist ist es der Rat als Gesamtbehörde und oberste Instanz, der in diesen Dingen handelt. Freilich nur formell. Tatsächlich besorgt wurden die akademischen Geschäfte durch die Deputaten. Der Rat bestellte diese Kommission sogleich bei der Gründung der Universität, anfangs in der Stärke von sieben, dann von vier Mitgliedern, mit einer weiten Vollmacht des Handelns in allen die hohe Schule betreffenden Sachen. In diesem Kollegium haben wir die Männer zu sehen, die den Rat auf der einmal betretenen Bahn festhielten und ihn zum Regieren auch geistiger und wissenschaftlicher Dinge erzogen. Neben ihnen haben wir natürlich an die gelehrten oder sonst befähigten Ratgeber der Behörde zu denken, aber auch an manchen unberufenen Helfer und Einflüsterer, der Alles besser wußte als die Mächtigen und ihnen seine Meinung schuldig zu sein glaubte. Mit Unwillen richtete sich der Rat gelegentlich wider diese kleinen und unverantwortlichen Regenten „im Winkel“; und doch lag auch in solchem lästigen Dreinreden eine Aeußerung allgemeinen Interesses, ohne welches das Unternehmen gar nicht durchzuführen war.

Zeugnisse solch verbreiteter Gesinnung waren nun auch einzelne private Aufwendungen für die Universität. Sie ergänzten, was die Stadt leistete,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/45&oldid=- (Version vom 4.8.2020)