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Suter, Jeremias Rumel, Niklaus Justinger u. A.), deren Namen auch sonst, ohne wesentliche Bedeutung, in den Universitätsakten auftreten; der vielgenannte Johann Textoris von Mörnach war 1487 Regent des Kollegiums, 1507/08 Regent der Löwenburs; als Propst des Kollegiums funktionierte 1472 ein Student: Johann Löwgant von Feldkirch.

Wir dürfen uns diese Bursen, in denen der Student wohnte aß und arbeitete, Vorlesungen hörte und disputierte, zum Teil ansehnlich groß vorstellen; doch sollte eine Burse nicht mehr als fünfundzwanzig bis dreißig Scholaren umfassen. Jedenfalls waren die Bursen weit mehr als nur Kosthäuser oder Konvikte. Sie stellten Teile der Universität dar und unterlagen den allgemeinen Richtungen der Schule und der Systeme. Hauptsächlich in diesen durch die ganze Stadt zerstreuten Sälen und Stuben finden wir die Universität, tausend Formen tragend und mit der sprühenden Lebendigkeit eines Daseins, das durch die Statuten und Beschlüsse uns vielfach nur karrikiert gezeigt wird. Wie das Ganze der Organisation, der Gang der Studien, die Verteilung von Geben und Nehmen, Lehren und Lernen nicht leicht zu würdigen ist, so im Einzelnen auch das Leben dieser akademischen Jugend, die eher aus Schülern bestanden zu haben scheint als aus Studenten, der Alles vorgeschrieben war und Unzähliges verboten, die abends nicht ausgehen, die keine Waffen und keine Musikinstrumente besitzen, die nur lateinisch reden sollte u. dgl. m., und die gleichwohl, unbesiegbar im Geist und in der Kraft ihrer Jahre, über alle Maßregelung und auch über die oft schreckliche Dürftigkeit und Verwilderung dieses Scholarenlebens emporgetragen wurde.

Dies die Rechte und Formen der Universität, des wissenschaftlichen Staates inmitten des politischen. Sie hatte Lehrsäle und Studentenhäuser in allen Quartieren der Stadt und war doch an sich etwas aus dem Gemeinwesen Ausgeschiedenes. Neben der Bürgergemeinde eine von Freiheiten umschirmte besondere Genossenschaft, die in Wesen und Wirkungen über Basel hinausgreifend einem grenzenlosen Reich angehörte und deren Angehörige schon äußerlich durch ihre Tracht, das Barett der Graduierten und den langen Studentenmantel mit der Kapuze, sich vom Haufen sonderten.

Im Allgemeinen war für die Stellung dieser Universität im Gemeinwesen entscheidend die Initiative der Stadt, die eine solche Anstalt erstrebt hatte, und nach der die Entstehung gutheißenden Verfügung des Papstes deren Vollziehung durch den städtischen Freiheitsbrief. Der Rat selbst war der Meinung, daß er damit die Universität errichte, und jedenfalls ergaben sich daraus nicht nur die Beschirmung der Korporation durch ihn, sondern

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/50&oldid=- (Version vom 4.8.2020)