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Dem wissenschaftlichen Betriebe, mit dem wir es von nun an hier zu tun haben, seinen Schöpfungen und seinen Kämpfen, verdanken wir das mächtige Leben, das die ruhmvollste Zeit Basels, von Enea Silvio bis Erasmus, auch von dieser Seite her erfüllt.

Kern und stärkster Halt dieses Lebens war die junge Universität. Nicht in ihr allein, aber in ihr vorzugsweise trat zu den schon vorhandenen Auszeichnungen Basels nun noch der Schmuck der Wissenschaften. Sie fesselte neue Mächte und Vorteile an die Stadt. Was bisher auf hohen Schulen des Auslandes hatte gesucht werden müssen, war nun hier im eigenen Hause zu haben; über rein wissenschaftliche Tätigkeit hinaus handelte es sich um Dinge von großer praktischer und allgemeiner Bedeutung für das Gemeinwesen. Dieses besaß in der Universität ein allezeit zur Verfügung stehendes Konsultationsamt. Es konnte seine Kleriker, seine Advokaten usw. nun hier selbst sich ausbilden sehen; es stellte die ärztliche Praxis unter die Aufsicht der medizinischen Fakultät. Dazu die leichte Möglichkeit für jeden Bürgerssohn, auch ohne das Ziel eines wissenschaftlichen oder geistlichen Berufes sich eine höhere Bildung wenigstens in den Disziplinen der „freien Künste“ zu erwerben.

Für das ganze Wesen und alle Zukunft Basels war von unvergänglichem Werte, daß die Universität die Bevölkerung zur Ehrfurcht vor allem Geistigen erzog. Und welche Anregung ging von diesem einen Punkte nun auch nach außen! An der allgemeinen Bedeutung der Universitätsgründungen, diesem Entstehen neuer Lebenszentren, dieser Bereicherung des Weltbildes, nahm nun auch Basel teil.

Weit über provinziales Wesen hinaus handelte es sich dabei um ökumenische Zustände. Wer an der Universität einen Grad erwarb, war befugt, auf dem ganzen Erdkreise zu lehren. Ungehemmt wirkten bei ihrem Entstehen die Kräfte von allen Seiten her. Pavia Wien Erfurt boten Muster der Organisation; an eben diesen Orten, aber auch in Padua Dôle Heidelberg Worms Mainz Köln suchte sich Basel seine Dozenten. Während Freiburg keine Professoren anstellte, die nicht deutsch reden konnten, rief Basel Italiäner und Franzosen zu sich. Lokales Wesen erschien in diesem Bezirke der Wissenschaften wie aufgehoben. Was in ihm geschah, war Teil allgemeiner Bewegungen.


Das wissenschaftliche Leben dieser spätern Zeit, zu dessen Betrachtung wir uns hier wenden, zeigt sich als eine weite, in ihrem Reichtum kaum zu

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/52&oldid=- (Version vom 4.8.2020)