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Schon im November 1459 erhielten Flachsland und Künlin, die als Gesandte des Rates nach Mantua gingen, den Auftrag, sich in Italien nach guten Juristen umzusehen; und in der Tat waren dann, als die Universität eröffnet wurde, sofort solche Dozenten zu haben. Dem Rate halfen dabei jedenfalls die der Universität geneigten Kurialen Flachsland und Rüdesheim; auch der italiänische Verkehr seiner Kaufleute konnte Vermittlerdienste tun, was wir z. B. von Hans Irmi ausdrücklich erfahren. Überdies spielten vereinzelt auch politische Geschäfte oder Absichten mit; Johann de Capellinis, der gewonnen worden war, kam dann nicht nur als Professor, sondern auch als Botschafter des Herzogs Galeazzo Maria nach Basel.

Aus einer großen Auswahl wälscher Zelebritäten, die für Professuren in Vorschlag gekommen waren, wurden berufen und folgten dem Rufe: Franciscus de Vinaldis, der 1461–1464 das bürgerliche Recht vortrug und 1465 an des Gerhard in Curia Stelle eine Lektur im kanonischen Recht übernahm; Franciscus de Monteregali 1461; Johannes de Giliis 1464 f.; der Mailänder Graf Johannes Augustinus de Vicomercato 1464 f.; Bonifacius de Gambarupta 1464; Antonius de Vinariis und Petrus Baretta, die 1465 f. Institutionen lasen; Johannes de Capellinis, Codrus von Como und Matthäus Paletta 1466.

Als der namhafteste unter diesen scheint Vicomercato gegolten zu haben. In den Akten ist stets eine gewisse Feierlichkeit und Ehrfurcht um den Namen dieses „wälschen Grafen“. Als Auditor und Rat dem Herzog Francesco Sforza verpflichtet, war er nur auf Urlaub nach Basel gekommen und blieb, nachdem dieser Urlaub 1465 auf Bitte des Rates verlängert worden war, der die dulcis conversatio, die laudabilis doctrinandi solercia dieses vornehmen Herrn hoch schätzte. 1467 aber kehrte er nach Mailand zurück, wo eine ansehnliche staatsmännische Tätigkeit den Gelehrtenjahren folgen sollte.

Lebendig ist die Erscheinung dieser „in Lamparten und Bemund“ angeworbenen Professoren, die mit ihren Bündeln Päcken und Büchern über den Gotthard kommen. Der Rat zählt darauf, daß Scharen von Studenten ihnen folgen werden, und erwirbt auch für sie das erforderliche Geleit. Eigenartig durchaus steht diese südliche Professorengesellschaft vor uns, mit hohen Manieren und großen Besoldungsansprüchen. Auch trauen sie sich alles Mögliche zu. Vicomercato verspricht, über vierzig adlige Studenten nach Basel zu bringen, darunter einen Grafen von Württemberg, einen apostolischen Protonotar und den Abt von San Cristoforo in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 580. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/59&oldid=- (Version vom 4.8.2020)