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wissenschaftliche und politische Kraft sich wetteifernd drängten, im gelehrten Verkehre mit Reuchlin Heynlin u. A.; als Begleiter der Beiden war er 1474 von Paris nach Basel gekommen.

In diesem Zusammenhang ist auch an die klösterlichen Gelehrten zu denken. Sie setzten fort, was frühere Insassen ihrer Zellen geleistet; jetzt, bei Ansprüchen und Möglichkeiten einer neuen Zeit, hatten sie sich neben der Universität zu behaupten. Das Barfüßerkloster, das seit 1471 seine eigene Studienanstalt hatte, war belebt durch tüchtige und gelehrte Brüder: den Lektor Franz Wiler, als Verfasser theologischer Werke, aber auch als Schriftsteller über die Musik, als humanistischer Emendator von Texten und als Dichter ausgezeichnet; den Johann Meder, dem Sebastian Brant 1497 den Methodius dedizierte; den Hebraisten Konrad Pellikan. Auch der Predigerkonvent hielt seinen alten wissenschaftlichen Ruhm fest; der Prior Jacob Rieher war im ganzen Orden um seiner Gelehrsamkeit willen gefeiert; die Dozententätigkeit der beiden Mönche Nolt und Maner an der Universität bezeugt den im reformierten Kloster herrschenden Geist; hier weilten 1498 der professor doctissimus der Theologie Alexander Harscher und später der große Grieche Cono. Wir erwähnen ferner den Leonhardsherrn Dodo und den Zisterzienser Leontorius. Namentlich aber bot während des Priorats von Lauder 1480–1500 die mit Gelehrten besetzte Karthaus ein merkwürdiges Bild. Die bekannteste Figur dabei war Heynlin. Außer ihm nennt die Klosterchronik den Prior selbst, sodann den Ambrosius Alantsee, Verfasser zahlreicher theologischer Werklein; den Konrad von Urach; den Urban Moser, der zu Zeiten Vorlesungen an der Universität hielt; den Johann von Konstanz; den Philipp Staufer; namentlich aber den Ludwig Moser. Als Substitut der städtischen Kanzlei war dieser schon 1460 unter den Zeugen der feierlichen Eröffnung der Universität gewesen, dann Stadtschreiber in Rheinfelden, zuletzt Basler Karthäuser geworden; er war ein Freund Sebastian Brants und nun hier in der klösterlichen Stille tätig durch Übertragung von Sequenzen zum Lob U. L. F. und von asketischen Traktaten ins Deutsche.

Trotz Devotion und Klosterzucht drang freilich mit diesem Wissen, mit der Ambition, mit dem literarischen Kampf und Verkehr aller Art ein großes Stück Weltlichkeit ins Kloster. Aus den wenigen Worten des Karthäuserchronisten ist deutlich zu spüren, wie wenig dieser gelehrte Betrieb zum Geiste der Klausur passen wollte; was hinzu kam, war der große Verkehr der Karthäuserbibliothek.

Am kenntlichsten wird uns dieser Zustand bei Heynlin. Von dem Vielen, das sein Leben ihm gebracht hatte, von all dem Umgang, dem steten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 587. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/66&oldid=- (Version vom 4.8.2020)