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Heynlin und Luder; und wie in Heynlin selbst sich Wandlungen vollzogen, haben wir vernommen.

Aber über alles Einzelpersönliche hinaus erscheint zuweilen ein großes Ideales, die Vorstellung eines geschlossenen und gemeinsamen Wirkens Vieler. Seine Spiegelung finden wir in den Elogien, die damals der Stadt durch Humanisten zuteil wurden, und im Ehrennamen der inclyta Basilea. So auch in der anmutigen Schilderung, die der Studiosus Johann Ziegler 1471 einem Leipziger Commilitonen entwirft. Der an Anderes gewöhnte Sachse bekommt hier das Bild der schönen süddeutschen Stadt zu sehen, mit der weichen Luft, dem Wasserreichtum, den stattlichen Häusern, dem wonnigen Kranze der Weingärten rings um die Mauern. Mitten in diesem Behagen wohnen Menschen, denen der Himmel Leutseligkeit und Humanitas verliehen hat, sind viele Gelehrte und ist eine hohe Schule mit einer Fülle von Büchern; was Ziegler in Leipzig vergeblich gesucht hat, findet er hier sofort: den Quintilian, den Livius, den Macrobius, des Vittorino da Feltre Schrift über die ciceronianische Rhetorik. Aber dies ist nur ein vereinzelter Reflex jener Zustände. Ähnliche Bilder von Gemeinsamkeit und Einheit hoher Art kommen uns entgegen aus andern Zeugnissen, wie dem Gelehrtenkatalog Tritheims, der die berühmten kirchlichen Schriftsteller Basels aufzählt: den Karthäuser Heinrich Arnoldi, den Wilhelm Textoris, den Heynlin Reuchlin Geiler Brant Leontorius; oder dem Schreiben Reuchlins, in dem dieser drei seiner Basler Freunde, und nur diese, als die großen Führer verherrlicht: den Johann Heynlin, den Sebastian Brant, den Johann Amerbach.


Der Name Amerbach führt uns zu derjenigen Macht, die um die Mitte des XV. Jahrhunderts zu den gewohnten Kräften des geistigen Lebens noch hinzutrat.

Die Anfangszeiten der Universität brachten der Stadt auch die ersten Buchdrucker und die frühesten ihrer erstaunlichen Werke. Aber dies Neue war nicht allein ein gleichzeitiges, sondern auch ein gleichmächtiges und in der Summe seiner Wirkungen so unübersehbar wie die Universität selbst.

Die Einrichtung dieser Anstalt und ihre Lehrweise, durch ehrwürdige Tradition beherrscht, entsprach im Grund einer Welt ohne gedruckte Bücher. Während hart neben ihr und sofort mit den mutigsten Impulsen die junge Kunst auftrat, brachte die Universitätsgründung aufs neue die alte Form. Was in dieser lebte, blieb natürlich den Einflüssen des Buchdruckes nicht

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/82&oldid=- (Version vom 4.8.2020)