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entzogen; um so ungehemmter aber steigerte dieser alle Möglichkeiten einer außerhalb des akademischen Bereiches sich ergehenden wissenschaftlichen Tätigkeit und eines freien geistigen Verkehres.

Es war nicht die Universität gewesen, die das typographische Gewerbe nach Basel gezogen hatte. Wie im übrigen Deutschland nicht Leipzig, nicht Erfurt und nicht Heidelberg, sondern Straßburg Augsburg Nürnberg die großen Buchdruckerstädte wurden, so wirkten auch in Basel vor Allem wirtschaftliche Zustände: der Reichtum und die Größe der Stadt, ihre Handelsherren, ihre Lage, der große Verkehr. Was außerdem noch sehr in Betracht kam, war die hier blühende Papiererei.

Basel verdankte diese Industrie seinem großen Bürger Heinrich Halbisen. Anregungen des Konzils und eigene Wahrnehmungen, die er auf seinen Geschäftsreisen gemacht hatte, trieben ihn zu dieser Gründung. Am Kleinbasler Teiche, auf der uralten Gewerbeliegenschaft zu Allen Winden vor dem Riehentor, errichtete er schon vor 1440 die erste Basler Papiermühle. Bald aber hatte er Konkurrenten in den aus Piemont eingewanderten Brüdern Gallizian. Schon 1451 treffen wir diese am St. Albanteich; ihre andere Papiermühle, die sie vor dem Steinentor am Rümelinbach gebaut hatten, gaben sie 1453 auf und konzentrierten sich auf den Betrieb zu St. Alban, woselbst nun auch Halbisen ihnen folgend ein Lehen erwarb. Doch ist die Überlegenheit der Galliziane deutlich, die aus ihrer Heimat eine schon alte Papierertradition und Praxis mitgebracht haben; auffallend auch, wie Piemont hinter ihnen drein noch zahlreiche andere Papierer nach Basel schickt: die Pastor, die Commora, die Odere, die Trappo usw. Die autochthone ruhmvolle Firma Halbisen bricht vor dieser Invasion zusammen; unter Führung der Italiäner wächst das Gewerbe mächtig empor; erst allmählich nehmen sich auch Deutsche seiner an: 1469 Ulrich Zürcher, 1472 Peter Hofelin, später Jerg Dürr, Hans Wetzel, Fridli Hüsler usw. Wie aber der lokale Bedarf sich nicht ausschließlich dieser einheimischen Fabrikation bedient, so geht sie ihrerseits über ihn hinaus. Sie erobert sich draußen neue Produktionsorte und Absatzgebiete. Die Galliziane betreiben Papiermühlen in Ettlingen und Epinal; sie sind auch in Laufen bei Nürnberg; Bartholome Pastor macht 1497 Papier in Lörrach u. dgl. m.


Solche Mächte zogen die Buchdrucker nach Basel und ermöglichten ihnen, hier zu arbeiten und zu gedeihen.

Ein neues Gewerbe wanderte mit ihnen in Basel ein, das allerdings Anknüpfungen an schon vorhandene Fertigkeiten hatte. Namentlich das vielgestaltige,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/83&oldid=- (Version vom 4.8.2020)