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Petri und Froben für Koberger 1505, tritt eine noch weitergehende Reduzierung ein, die fast der Zollfreiheit gleichkommt, sowie für das von außen importierte Papier Freiheit vom Kaufhauszwang. Um der Ehre und des materiellen Vorteils willen, den diese drei Druckerherren der Stadt brachten, wurden sie überdies der persönlichen Wachtpflichtleistung enthoben. Auch wird erst eine spätere Zeit offiziell gegen den Nachdruck auftreten und den Geschäftsbetrieb Fremder einschränken; jetzt suchen sich die Drucker selbst durch Abreden und Vergleiche gegen Nachdruckschaden zu sichern. Neben dem Drucker kann auch der fremde Sortimenter gedeihen, der wandernde Mann, der überhaupt keine Schranke duldet und die Freiheit seines Betriebes geltend macht.

Es ist begreiflich, daß es einem derartig emporgehobenen und begünstigten Gewerbe hier wohl sein mußte. Wenn die Drucker auf den Titelblättern ihrer Werke die Stadt, in der diese Bücher zur Welt gekommen, als die inclyta, die nobilis, die egregia, die insignis, die celebris, die precelsa urbs Basilea priesen, so war dies nicht nur Äußerung des auch von ihnen geteilten städtischen Stolzes, sondern zugleich Antwort auf jene gute Behandlung in der Stadtwirtschaft. Ächt humanistisch dankte mit derartigen Titulaturen das Gewerbe für seine Freiheit.

Kraft solcher Freiheit sehen wir die Buchdruckerei sich in allen Möglichkeiten ergehen. Als Produktion und als Vertrieb. Als Lohnwerk und als Arbeit auf Lager und für den eigenen Verkauf. Dieselbe Offizin mag auch mehrere Gewerbe nebeneinander treiben: Druck und Holzschnitt, Druck und Einband.

Im Allgemeinen aber reißt die wachsende Kraft der Druckerei alle jene vorbereitenden und helfenden Techniken auch in deren eigenem und selbständigem Betriebe mächtig empor. Der Papiererei, der Binderei, dem Buchschmuck in allen seinen Arten stellt sie unaufhörlich die größten Aufgaben; ihre Wirkung ist es, wenn jetzt diese Gewerbe mächtiger als je gedeihen.

Gesellschaften bilden sich in jeder denkbaren Form. Stärker und entwickelter als auf andern Gebieten ist hier namentlich das Verlagsverhältnis, und mit aller Deutlichkeit sehen wir, wie Kapital und kaufmännischer Unternehmergeist sich rasch dem neuen industriellen Wesen zuwenden. Kaum zunächst um ein Buch entstehen zu lassen, eine Edition zu ermöglichen, einem Autor zum Ruhme zu helfen, sondern um etwas zu verdienen. Weniger Mäcene, als Geschäftsleute. Wolf Lachner allerdings ist selbst ein Büchermann; er heißt „Buchführer“, weil er mit dieser Ware nur

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/85&oldid=- (Version vom 4.8.2020)