Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,2.pdf/86

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

handelt, nicht zugleich auch sie produziert. Aber Andreas Bischoff, Peter von Wissenburg, Jacob von Kilchen, Ulrich Meltinger, Heinrich David u. A., lauter Kaufherren und Krämer von Beruf, lassen ihr Geld im Buchgewerbe arbeiten, und ihre Namen leben nun neben denen der Schriftsteller und Typographen noch heute auf den Blättern herrlicher Wissenschaftswerke. Dabei ist der Beachtung wert, wie diese kommerziellen Anregungen des Buchgewerbes weiter gehen, wie das Verlegertum nun auch im Bereiche des Zunftsystems rücksichtsloser auftritt und überhaupt der Gegensatz des kapitalistischen unbeschränkten Betriebes zum Handwerke sich verschärft.

Am mächtigsten wirkt doch die Vorstellung von der Grenzenlosigkeit des Absatzgebietes, das der Buchdruckerei gehört. Von vornherein handelt es sich bei diesem Gewerbe nicht nur um Produktion für heimischen Bedarf. Das Hauptgeschäft ist vielmehr draußen, in deutschen und wälschen Landen. Gerade darin liegt der Wert jener Ungebundenheit des Betriebes, daß sie das Produzieren für den Weltmarkt und die wirksame Konkurrenz im Ausland ermöglicht. Um dieses Exportes willen werden die Auflagen so groß gemacht, sind die Drucker und ihre Reisenden unaufhörlich auf allen Straßen, reiten sie zu den Messen nach Frankfurt Leipzig Lyon usw., in die Städte, in die Landpfarrhäuser. Bis Konstanz Freising Augsburg, nach Passau und Wien, weit in die Freigrafschaft hinein folgen wir ihnen; Michel Wensler sendet eine große Bücherladung nach England. Basler Bücher finden überall Käufer. Wie Savonarola die Frobenische Bibelausgabe von 1491 besaß und benützte, so war Luthers Handbibel in Basel 1509 gedruckt. In der erquickendsten Frische steht dies energische und tüchtige Wesen vor uns, durch Briefe Rechnungen Gerichtsakten usw. hundertfältig bezeugt. Vom meisten übrigen Basler Handel sich unterscheidend ist hier ein großer Export lokaler Produktion; was das angesessene, durch Stadt und Zunft behutsam eingeengte Gewerbe nur selten vermag, das vollbringen diese eingewanderten freien Künstler des Buchdruckes im weitesten Bereiche. Name und Ruhm Basels gehen mit ihren Werken durch die Welt.

Die natürliche Antwort auf diese Initiative ist der Auftrag von außen. Der Erzbischof von Besançon, der Bischof von Konstanz, der Rat von Bern machen bei den gefeierten Basler Buchdruckern ihre Bestellungen; Verleger wie Koberger in Nürnberg, Rem in Augsburg usw. lassen die Basler Pressen arbeiten.

Jene Buchläden in Paris und Lyon, die den Baselschild tragen, sind nicht auswärtige Betriebe, sondern Niederlagen oder Filialen hiesiger. Aber in vielen andern Fällen sehen wir, wie Kraft Wagemut Streit Mißgeschick

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 607. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/86&oldid=- (Version vom 4.8.2020)