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Einzelne aus Basel hinaustreiben. Die Erde steht ja dem in internationalen Formen sich bewegenden und einem internationalen Bedarfe dienenden Gewerbe offen, und so wandern Basler Buchdrucker fort, nehmen Pressen und Typen, vielleicht auch Arbeiter mit sich, und begründen irgendwo draußen eine neue Werkstatt: Friedrich Biel in Burgos 1487, 1490; Michel Wensler in Cluny 1493, in Mâcon 1494, in Lyon 1495; Johann von Besigheim in Rom 1489; Eberhard Fromolt in Vienne 1477–1481; Heinrich Turner in Toulouse 1477; Niklaus Lamparter in Frankfurt a./O. 1507 f. usw.

Es ist wichtig, diese wirtschaftlichen Zustände und Wirkungen sich ohne jede Beigabe klar zu machen. Erst jetzt tritt hinzu, was das Bild der Buchdruckerkunst wesentlich zu bestimmen pflegt, was auch in der Tat ihre ganz singuläre Art begründete und speziell in Basel ihr eine mächtige, ja weltgeschichtliche Bedeutung gab.

Vor Allen zog die Kirche die neue Fertigkeit in ihren Dienst. Es waren die Zeiten ihrer mächtigen Regenerationsversuche, und sie begriff sofort, wie förderlich dabei diese Möglichkeit rascher und tausendfacher Vervielfältigung sein konnte. Bibeln wurden gedruckt, Heiligenleben Beicht- und Gebetbücher Predigten Kommentare Agenden usw. Auffallend ist auch die durch die Basler Drucker als eine, jedenfalls einträgliche Spezialität betriebene massenhafte Anfertigung von Missalen und Brevieren: für die Bistümer Basel Worms Köln Trier Metz Utrecht Salzburg und für englische Diözesen durch Wensler; für Chur durch Adam von Speyer, für Basel und Besançon durch Richel, für das Bistum Würzburg und den Predigerorden durch Jacob von Pforzheim, für das Bistum Konstanz durch Meister und Kölliker usw. Dazu dann die Anwendung des Druckes für momentane Bedürfnisse kirchlicher Administration, für Zitationen, für Ablaßverkündigungen u. dgl. Die Bischöfe Johann und Caspar ließen zahlreiche Erlasse gedruckt ausgehen, und ein großes Beispiel sind die Statuten Christophs, deren rasche Verteilung in alle Pfarrhäuser der Diözese gewollt war.

Merkwürdig zögernd nahm dagegen die weltliche Behörde die Gelegenheit wahr. Am großen Mainzer Manifest von 1461 konnte der Rat doch die Nützlichkeit des neuen Verfahrens kennen gelernt haben. Aber die Kanzleiroutine war offenbar mächtiger, und auch daran ist wohl zu denken, daß die allgemeine Lesefähigkeit nicht so rasch nachkam; der gemeine Mann, der lesen konnte, hatte dies an Geschriebenem gelernt, nicht an Gedrucktem. Noch die Ankündigungen der großen Jahrmärkte 1471 und die Einladungen zum Glückshafen 1472 wurden in massenhaften Vervielfältigungen handschriftlich,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 608. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/87&oldid=- (Version vom 4.8.2020)