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Starke Wechselwirkungen zeigen sich. Der Buchdrucker ist s. Z. nicht dem Professor zugezogen, sondern dem Kapitalisten, dem Kaufmann und dem Speditor. Nun er aber da ist, braucht er den Gelehrten und wird wieder von diesem in Anspruch genommen. Je mehr sich die Produktion der einzelnen Offizin entwickelt und hebt, um so unentbehrlicher ist ihr die Mitarbeit, um so reger aber auch das Interesse des Gelehrten. Wie dieser, abseits stehend, voll von Plänen, nach Büchern gierig, auf den Drucker einwirkt, ihm Ideen geben will, ihn mahnt und drängt, aber auch seinerseits von ihm Aufträge erhält für Beschaffung von Handschriften usw., das steht in Briefen, wie z. B. solchen des Leontorius oder des Wimpfeling an Amerbach, mit aller Anmut und Wirklichkeit solchen Verkehres noch heute vor uns. Wimpfeling treibt unablässig zum Drucke des frommen Battista Mantovano; Leontorius gibt gute Ratschläge für die Editionen des Marcianus Capella und der Postille des Hugo von St. Cher; aber er würde noch lieber sehen, wenn Amerbach sich für eine Ausgabe der Plautinischen Komödien anstrengte. Überall verrät sich die Freude der Gelehrten wie der Lernbegierigen an einem solchen Drucker. Sie preisen ihn als einzigartige Zierde und Leuchte; sein Name ist in eines Jeden Mund; der Eberbacher Martin Movemius dankt ihm in alle Ewigkeit dafür, daß er ihn durch seine Bücher von einer rohen und barbarischen Sprache hinweg zur antiken Wohlredenheit erzogen habe.

Daneben erhalten wir Einblicke in das Zustandekommen der Werke. Ein irgendwo draußen gedrucktes Buch wird hier nachgedruckt. Manuskripte melden sich von allen Seiten; Heinrich Bebel bringt 1496 aus Krakau das geographische Compendium des Corvinus, der Domherr Arnold zum Luft gibt eines seiner Sieneser Kollegienhefte, die Vorlesung des Caccialupi, u. dgl. m. Alte Codices der Klosterbibliotheken werden gesucht, und prachtvoll zeigen sich hier Geist und Mut der alten Basler Drucker; Amerbach verlangt von Reuchlin, daß er ihm einen Jeremias auftreibe, er geht einer durch Leontorius signalisierten Maulbronner Handschrift nach, für die Ausgabe des Augustin schickt er den Dodo auf Reisen u. s. f.

Sichtlich entwickelt sich hiebei auch eine bestimmte Buchtechnik. Die humanistische Art tritt in Vielem zu Tage, in der lichten Anordnung des Druckes und in einzelnen Behelfen und Kunstmitteln wie Einteilung in Kapitel, Anlegung der Register, Art der Interpunktion, Gebrauch gewisser Zeichen für gewisse Wissenschaftsgebiete.

Das Wesen der Zusammenarbeit von Drucker und Gelehrten zeigt sich uns am schönsten in dem Verkehre zwischen Heynlin und Amerbach. Aber auch mit Niklaus Keßler und andern Druckern arbeitete Heynlin in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 610. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/89&oldid=- (Version vom 4.8.2020)