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dieser Weise. Wie er überhaupt diese Funktion des Gelehrten vollkommen darstellt. Er hat sich der Buchdruckerei nicht nur bedient, sondern selbst sie in einer Stadt wie Paris eingeführt. Er war der Bibliophile, aber auch der Anordner eines schönen und klar gestalteten Typensatzes, und überdies der philologische Kritiker. Begeistert pries ihn Fichet um die Mühe und Meisterschaft, mit welcher er in den Editionen die klassischen Texte herstellte und von Kopistenfehlern säuberte.

Auf einer andern Stufe stand Sebastian Brant. Auch er hatte unaufhörlich mit den Basler Buchdruckern zu tun und half zahlreichen Büchern zum Leben. Aber nicht so überlegen wie Heynlin; er war der Korrektor und der Gehilfe, und die Drucker bedienten sich gerne seiner jederzeit bereiten Verskunst, um ihren Büchern auch die besondern Zierden von Widmungen Epigrammen usw. beizugeben.

Aber dies ganze Treiben wird uns in seiner Macht erst klar beim Gedanken an die merkwürdige Anziehungskraft der Basler Offizinen. Es gab noch nicht viele Orte in der Welt, wo Pressen standen; und gerade an diesem einen Orte, in Basel, schien sich das Beste der neuen Kunst darzubieten. Daher haben wir es bei den um diese Werkstätten sich sammelnden Gelehrten auch mit zahlreichen und oft erlauchten Zuzügern zu tun. Der unmittelbare persönliche Verkehr war der förderlichste, der Autor war gerne neben seinem Drucker zu Hause. Schriftsteller und Editoren wanderten herein, nicht die Universitäts-, sondern die Buchdruckerstadt suchend.

In solcher Weise bildet und regt sich die gelehrte Schar, die diesen jeder Forderung gewachsenen Basler Buchdruck braucht beherrscht und leitet. In seinen Werken lebt ihr Name weiter und lebt der Ruhm der Stadt. Und das Bewußtsein hievon findet gelegentlich enthusiastischen Ausdruck. Mit tönenden Rhythmen feiert Brant die Basler Buchdruckerkunst, durch welche die einst arme Welt nun mit einem Reichtum von Büchern beglückt werde, die den Cicero und den Virgil in Deutschland heimisch mache; ihr Werk sei es, daß im Rheine die Wogen des Eurotas fluten, daß der delphische Hain auf den Schwarzwald versetzt sei und der Jura statt der Fichten nun Lorbeeren und Efeu trage. Überschwängliche Worte, in denen doch die tiefe Empfindung des Dichters waltet, in einer neuen, Alles verheißenden Zeit zu leben.

So der frohe Humanist. Ihm antworten zahlreiche triumphierende Äußerungen der Buchdrucker. Sie selbst sind erstaunt über die Herrlichkeit und die mächtigwirkende Kraft ihrer Schöpfungen. Wenn ein erlesener Mensch wie Amerbach in seiner Arbeit eine heilige Kunst sieht, die er nicht

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 611. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/90&oldid=- (Version vom 4.8.2020)