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so sehr um des Gewinnes willen als zur Ehre Gottes übe, so ist im übrigen der durchgehende Grundton das Lautwerden eines Stolzes, den kein zweites Gewerbe so unverhohlen äußert.


Durchweg ein Tun und Vollbringen, dem andere Grenzen nicht gesetzt waren als diejenigen von Fähigkeit Entschlossenheit und Glück des Einzelnen.

Näheres Betrachten dieser Einzelnen ist hier freilich nicht möglich. Mit Berthold Ruppel, Michel Wensler und Bernhard Richel beginnt die Reihe; der rührigste und tätigste unter ihnen ist jedenfalls Richel. Dann wird der viel beschäftigte Martin Flach kenntlich; als geborner Basler zog er die offiziellen Aufträge der Stadt usw. an sich; er saß auch im Rate, gleich Niklaus Keßler. Dieser Keßler, sodann Jacob Wolf von Pforzheim, Michael Furter, jahrzehntelang nebeneinander tätig, zeigen gleichmäßig andauernde Kraft und große Leistungen. Um sie bewegen sich die Andern: Johann Meister, Peter Kölliker, Johann von Besigheim, Hans Wurster, Lienhard Isenhut, Adam von Speyer, Kilian Vischer. Die große Zahl dieser Offizinen ist auffallend. Aber es sind noch nicht die stolzen Basler Buchdruckerherren der goldenen Zeit, Manche von ihnen geben dem Stadtgerichte mehr Arbeit als gut ist. Den unreifen und unwürdigen Existenzen unter ihnen und ihrer Gesellenschaft gilt der Spott Sebastian Brants über die verkommenen Studenten, die Buchdrucker werden, weil sie nirgends sonst Aufnahme finden würden.

Sehr deutlich heben sich aus diesem Schwarme Johann Amerbach und Johann Bergman von Olpe, die unbestreitbar Ersten der frühem Buchdruckerzeit Basels.

Der Franke Amerbach studierte in Paris und wurde dort Magister, dort wohl auch Buchdrucker, unter der Anregung seines Lehrers Heynlin. Mit diesem zusammen scheint er 1474 Paris verlassen zu haben; nach einem Aufenthalt in Venedig lebte und arbeitete er bis zu seinem Tode 1513 in Basel.

Mit ihm zuerst kam ein größerer Stil in das Basler Buchdruckerwesen. Seine feine und starke Persönlichkeit, seine geschäftliche Kunst, seine hohe Bildung, sein freundschaftlicher Verkehr mit großen Gelehrten gaben ihm eine fast zentrale Stellung im damaligen wissenschaftlichen Leben Deutschlands.

In der Produktion seiner Pressen sehen wir die Bücher religiöser und kirchlicher Art überwiegen; erst in zweiter Linie stehen humanistische Werke.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 612. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/91&oldid=- (Version vom 4.8.2020)