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Aber dann auch welcher Glanz jugendlicher Erscheinung ruht auf Erstlingsausgaben, wie derjenigen des Petrarca 1496. In demselben Jahre plante Amerbach auch eine Ausgabe aller Poeten, und wegen Edition der Dichtungen der Roswitha verhandelte er damals mit Celtes. Deutlicher als bei Andern wird bei ihm der persönliche Anteil des Druckers am Buche bis ins Einzelne der Korrektur; über das Technische und Geschäftliche hinaus nähert ihn sein Wissen den Gelehrten, und kraft solcher Autorität vermag er seinem Betriebe die bedeutendsten Helfer und Mitarbeiter zu gewinnen: Heynlin Reuchlin Brant, später Leontorius Dodo Cono Pellikan Beatus Rhenanus. Die denkwürdige, unmittelbar nach griechischen und hebräischen Quellen gearbeitete Ausgabe der Bibel steht schon am Beginne seiner Tätigkeit und bleibt dann, in wiederholten Auflagen, die große Leistung seines Lebens, an die sich das ähnlich mächtige Unternehmen einer Edition der Kirchenväter schließt.

In solcher Weise erscheint Johann Amerbach, der praestantissimus literatoriae artis chalcographus, als der schönste Typus der ältern Buchdruckergeneration. Kerniger von Natur und Größeres leistend als sein berühmter Sohn. Sein Verdienst vor Allem ist „die in Deutschland einzig dastehende Blüte des Basler Buchdruckes im XV. Jahrhundert.“

Nicht so ausschließlich Drucker war Johann Bergman von Olpe.

In den kirchlichen Akten der vier Jahrzehnte vor der Reformation ist er bezeugt als Archidiakon des Salsgaus (im Stift Münster-Granfelden) und als Domkaplan zu Basel; sein Ansehen in diesen Kreisen führte ihn zu den Würden eines Einsammlers der bischöflichen Biennien, eines Kämmerers und dann Dekans der St. Johannesbruderschaft auf Burg, 1513 eines Kommissärs für den Konstanzer Ablaß in Klein-Basel. Er war auch Notar und konnte in dieser Eigenschaft 1504 bei der Kanzlei des Legaten Peraudi aushelfen.

Aber die das geistliche Amt mancher Kleriker begleitende profane Tätigkeit war bei ihm während einiger Jahre das Publizieren gedruckter Bücher.

Es ist nicht anzunehmen, daß er selbst Drucker im eigentlichen Sinne, Techniker, gewesen sei und Hand angelegt habe. Aber er war höchst wahrscheinlich Inhaber einer Offizin; daneben ließ er auch durch andere Drucker, z. B. Furter, arbeiten. In seinem wohlausgestatteten Hause, in seiner Freundschaft mit Sebastian Brant u. A., als Urheber der verschiedenen unter seinem Namen geschehenden Publikationen gibt er das Bild eines überlegten Praktikers, dem „nüt on ursach“ geschieht, aber auch eines behaglich geistigen, geschmackvollen Menschen, der neben Altardienst Pfründengenuß

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 613. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/92&oldid=- (Version vom 4.8.2020)