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und Dekanatsgeschäften eine Zeit lang die Bücherproduktion als Liebhaber, weniger als Geschäftsmann betreibt. „Ein Gentleman, der sich mit dem Verkaufe von Büchern beschäftigt.“ Was er drucken ließ und der Welt gab, waren literarische Spezialitäten. Keine großen Quellenwerke, keine Lehrbücher und Compendien nach üblichem Muster, auch nichts Erbauliches als etwa Wimpfelings Gedicht über die Reinheit ULF. und Brants Rosengärtlein 1499. Wohl aber Lupold von Bebenburg 1497; Reuchlins Komödie 1498; Dichtungen von Locher; der Ritter vom Turn 1493; Brants Cato, Moretus, Facetus, dessen Flugblätter vom Donnerstein 1492, u. s. f., namentlich aber das Narrenschiff 1494 und die Gedichtsammlung 1498; auch „Almanache“ gehörten zu seiner Produktion, und möglicherweise lag die illustrierte Ausgabe eines deutschen Terenz, unter Mitwirkung von Brant und Locher, in seinem Plane. Dabei zeigt die Ausstattung dieser Werke einen überraschend feingebildeten und wählerischen Geist. Bergman beschäftigte einen Künstler, der hoch über der zeitgenössischen Buchillustration stand, den „Meister der Bergmanschen Offizin“, bei dem schon an Hans Wechtlin und Albrecht Dürer gedacht worden ist. Das Narrenschiff war „in der Satzanordnung, in der Wahl der Lettern, im Reichtum des Schmuckes ein Meisterwerk der Buchkunst.“


Hier sind nun auch die Bibliotheken zu nennen, als mehr oder minder organisierte Studienorte der Universität verwandt und zugleich die schönsten Tummelplätze freien gelehrten Treibens.

Vom Buchdruck, von der Erneuerung der Studien, vom humanistischen Sammeleifer, von der kirchlichen Regeneration her trafen die stärksten Impulse das Gebiet des Bücherwesens. Überall sehen wir in dieser späten Zeit systematisches Anlegen und Ausgestalten von Bibliotheken. Bücherlust und Sammeln sind von neuem Leben ergriffen.

Deutlich wird dies vor Allem bei den kirchlichen Personen und Genossenschaften.

Bücherbesitzer hatte es in diesem Kreise immer gegeben, und was sie besaßen, wird uns aus gelegentlichen Aufzeichnungen da und dort bekannt. In der Hauptsache Theologisches, die Sentenzen des hl. Gregor und des nirgends fehlenden Petrus Lombardus, die Bibel, Predigtsammlungen Heiligenleben usw. Bibliotheken solcher Art waren z. B. diejenigen des Klingentaler Kaplans Peter Schlatter 1392 und des Leutpriesters Heinrich zu St. Ulrich 1416. Unter den „vierzehn Büchern und dreißig kleinen Büchlein“,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 614. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/93&oldid=- (Version vom 4.8.2020)