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die dieser Pfarrer hinterließ, war auch ein Buch über das Schachspiel und ein Äsopus; in der von Kaplan Konrad Schlatter 1432 dem Steinenkloster geschenkten Sammlung fanden sich ein Thesaurus pauperum und ein „buch, seit von den Römeren“.

Später werden solche Büchereien Einzelner häufiger genannt; auch sind sie größer. Beim Tode des Domkaplans Hans Kappler 1475, eines Mannes, der einst in Erfurt und Leipzig sich seine Bildung geholt, lagen auf vier Gestellen sechzig Bücher; ähnliche Reihen waren beim Leutpriester Michel Meyer zu St. Alban und bei den Peterschorherren Westhofer 1506 und Bernhard Müller 1513, usw. Mit Geschick schuf sich auch der Kaplan des Antonierhauses Johann Burchardi ein Museum; er besaß eine Reihe wertvoller Codices, darunter Kanzelreden des Pastoris, und als er 1450 einem Kollegen Geld leihen mußte, ließ er sich von diesem neben andern Büchern die Metamorphosen Ovids als Pfand geben. Arnold zum Luft, Domherr und Offizial, besaß eine wohlgepflegte Privatbibliothek von hundertzwanzig Bänden, die namentlich an juristischen Werken reich war. Vor allen berühmt aber war die Bibliothek Heynlins, gegen dreihundert Bände umfassend. Ihr Schöpfer und Besitzer war ein Bibliophile von Bedeutung; er brachte nicht nur Werke aus allen Gebieten, sowohl Drucke als Manuskripte, zusammen, sondern machte auch für die Ausstattung seiner geliebten Bücher, für ihren Einband und für Schmuck feinster Art, mit goldenen Initialen, zierlichen Miniaturen, reicher Rubrizierung usw. große Aufwendungen. Die Sammlung erregte Staunen als eine der schönsten Gelehrtenbüchereien jener Zeit überhaupt.

Diese Bücher Heynlins kamen mit ihm 1487 in die Karthause, diejenigen Arnolds zum Luft fielen 1517 an das Barfüßerkloster. Es war der hocherwünschte Übergang vereinzelten privaten Besitzes in die umfassende und öffentliche Sammlung. Und doch war man über den Wert solchen Übergehens schon damals geteilter Meinung. Während Reuchlin die Hemmung wissenschaftlicher Arbeit durch das Vereinigen aller Bücher zu einer einzigen Sammlung und dessen Gefährlichkeit beklagte, pries Matthaeus Hummel den Segen einer großen zentralen, Jedem zugänglichen Anstalt. Im Basel des XV. Jahrhunderts waren jedenfalls die den Studien förderlicheren Sammlungen nicht die Bibliotheken einzelner Personen, sondern diejenigen der Stifter und Klöster.

Das St. Peterskapitel ließ 1484 seine Bibliothek neu inventieren; auf drei Pulten kamen da vierundsechzig Bücher zusammen, hauptsächlich theologische und juristische Werke.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes zweiter Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1916, Seite 615. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,2.pdf/94&oldid=- (Version vom 4.8.2020)