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trotz ihrer Vereinzelung diese Zeitspanne mit Geist Glanz und Bewegung füllen: der Oberrietaltar, die Madonnen des Stadtschreibers und des Bürgermeisters, der Erasmus, die Lais, die Venus. Ihnen an die Seite treten Studienblätter, Entwürfe für Glasmaler und Goldschmiede, Vorzeichnungen zu Buchschmuck.

Auf dem Gebiete letzterer Dekoration gehörte Holbeins Kraft seit dem Jahre 1524 fast ganz den Verlegern Trechsel in Lyon; für sie schuf er die großen Serien der Simulachres de la mort und der Bilder zum Alten Testamente. Dieser einen Lösung von Basel folgte bald die noch stärkere. Im Jahre 1526 ging Holbein nach England. Als letzte Basler Arbeiten die Madonna des Jacob Meyer und die Laïs Offenburg hinter sich lassend, Bilder, in denen zwei Richtungen der einst mächtig gewesenen und nun depossedierten Gesellschaft, Devotion und frivole Weltlichkeit, dauernd festgehalten scheinen.

Holbein ging weg, weil das jetzige Basel nicht mehr das Basel seiner Jugend und auch weil er selbst nicht mehr der junge Holbein war. Die Stadt bot ihm in Leben und Denken nicht diejenige freie Größe, deren er jetzt würdig war und bedurfte.

Erasmus gab ihm einen — wenig freundlichen — Empfehlungsbrief an Peter Ägidius in Antwerpen mit. Aber Basel ehrte den Scheidenden durch das Wort Rhenans, daß die größten Künstler der Deutschen dieser Zeit die Vier seien: Albrecht Dürer in Nürnberg, Hans Baldung in Straßburg, Lukas Cranach in Sachsen, Hans Holbein in Basel.


Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 462. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/483&oldid=- (Version vom 1.8.2018)