Die Rathäuser der Alt- und Neustadt.
Das alte Dresdner Rathaus stand, wie wir das bei vielen früheren Stadtanlagen finden, frei auf dem Marktplatz vor den Häusern zwischen der Schloßstraße und Schössergasse. Seine äußere Gestalt kennen wir aus Beschreibungen und einem alten Kupferstiche. Es war ein langer schmaler Bau mit zwei Renaissancegiebeln über der Marktplatzseite, die mit einer Sonnenuhr und dem Zifferblatt der Schlaguhr geschmückt waren. Im Erdgeschoß befand sich die Trinkstube, darüber die große Ratsstube und die Räume für die Steuer. Für die in älterer Zeit der Stadt mit übertragene Gerichtsbarkeit hatte man im zweiten Stock einige Zimmer eingerichtet, ferner war im Dachgeschoß eine Stube für den Gerichtsschreiber untergebracht. Rings um das Gebäude waren Gewölbe und Läden für Krämer, und am östlichen Giebel die Rathauskapelle angebaut.
Auf Veranlassung des Kurfürsten Friedrich August I. mußte das alte Rathaus im Jahre 1707 abgebrochen werden, und der Rat erwarb das Gräflich Taube’sche Haus an der Ecke des Marktes und der Scheffelstraße, um es zum Rathause einzurichten. Dieses Haus war jedoch schon baufällig und mußte sehr bald niedergerissen werden. Die Stadt kaufte nun das in der Scheffelstraße anstoßende Leporini’sche Haus hinzu und beauftragte Knöffel mit dem Entwurf eines neuen Rathauses. Gleichzeitig verhandelte man mit den Gebrüdern von Döring wegen Ankauf ihres anstoßenden Hauses am Markt, um auch nach dieser Seite hin Erweiterungen vornehmen zu können. Der Kauf kam nicht so bald zustande, aber auf kurfürstlichen Befehl mußten die Gebrüder
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/29&oldid=- (Version vom 20.12.2024)