Verfügung standen. Die Bevölkerung Sachsens war ursprünglich slavischen Ursprunges. Später vertrieben fränkische Stämme die Slaven und siedelten sich an. Das fränkische Bauerngehöft stand senkrecht zur Straße, das slavische aber mit der Breitseite parallel zur Straßenrichtung. In der neuangelegten Stadt, die deutschen Ursprunges ist, finden wir demnach den fränkischen Typus, während einige später einbezogene Dörfer aus ältester Zeit, so das im heutigen „Fischhofplatz“ noch erhaltene Fischersdorf sowie das rechts der Elbe gelegene Altendresden, die jetzige Neustadt, slavische Ansiedelungen waren, was sich aus der teilweise beibehaltenen Anlage der ehemaligen Dörfer und der Stellung der früheren Gehöfte noch heute erkennen läßt.
Der fränkische Typus ist der bedeutendere, aus ihm entwickelte sich das gotische Haus und damit das bürgerliche Wohnhaus überhaupt. Der Grundriß des gotischen Wohnhauses war überaus einfach. Da das zur Bewirtschaftung der Felder notwendige Vieh abends eingetrieben und mit im Hause untergebracht werden mußte, war im Erdgeschoß ein großer Torweg erforderlich, neben dem meistens ein Raum zu Niederlagszwecken angeordnet wurde. Aus Gründen der Feuersicherheit waren diese Torwege und die im Erdgeschoß liegenden Räume überwölbt, weshalb man sie auch kurzweg mit „Gewölbe“ bezeichnete. Die weiter im Innern des Gebäudes liegende Treppe war in gotischen Zeiten fast immer gewendelt. Sie führte im oberen Geschoß zunächst auf einen geräumigen Vorraum, neben dem sich die überwölbte Küche befand. Nach der Straße lagen in der Regel zwei Zimmer, von denen das größere als das bedeutendere oft mit einem Erker versehen war. Die im Seitenflügel und im Hintergebäude untergebrachten Räume waren von einer um den Hof führenden Galerie zugänglich. Einen derartigen Grundriß zeigen einige früher am Taschenberge gelegene Häuser nach einem im Königlichen Hauptstaatsarchive aufbewahrten Plane vom Königlichen Schlosse aus der Zeit um 1600. Die drei mit sehr schmalen Fronten von nur 9 bis 11 Metern versehenen Gebäude werden das Weißenfels’sche, das Kühn’sche und das Gerv’sche Haus genannt; beim Schloßumbau im Jahre 1892 wurden sie abgebrochen.
Die Zahl der Räume in einem solchen Hause war nicht übermäßig groß. Den bescheidenen Ansprüchen der Bewohner genügte außer den Wirtschafts- und Schlafräumen
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/36&oldid=- (Version vom 14.11.2024)