wir glauben, daß auf solche Weise leicht zwei bis drei Teile von dem Schnitzwerke und der Bildhauerarbeit, wie solches bis dahin hier und da angebracht worden, wegbleiben könne, also sollen dagegen die Zierate, deren man zu vorbenanntem Zwecke benötigt ist, stets den allergeschicktesten Leuten verdungen werden.“ Damit sollte einesteils einer allzureichen Prachtentfaltung, wie wir sie bei dem von Pöppelmann errichteten, im Jahre 1885 abgebrochenen Brühl’schen Palais in der Schießgasse und dem später zu besprechenden Palais de Saxe in der Moritzstraße finden, vorgebeugt, in anderer Weise aber auch immer wieder der Anstoß zu einer Verbesserung der Architektur gegeben werden.
Während vordem oft nicht genügend motivierte Säulen und Pilaster die Hauptelemente der Schauseite bildeten, tritt jetzt die sich gleichmäßig über die Front verteilende und nicht so stark vorspringende Lisene in den Vordergrund. Diese Lisenen werden gewöhnlich über dem zweiten Geschoß durch einen Architrav zusammengezogen, so daß das als Halbgeschoß ausgebildete und auf einem breiten Sockel sitzende dritte Stockwerk, ebenfalls mit einer Lisenenarchitektur versehen, selbständig auftritt. Unter den Fenstern des ersten und zweiten Geschosses sind Füllungen angebracht, die nur an den wenig vorspringenden Risaliten mit dekorativen Ornamenten versehen werden. Das Erdgeschoß ist meistens gequadert und mit bogenförmigen Öffnungen versehen.
Einen derartigen Aufbau zeigen die Schauseiten des alten Rathauses am Altmarkt (Taf. I) mit den anstoßenden Wohngebäuden, das Coselpalais und das Gräflich Hoym’sche Palais, Landhausstraße 11, alles Schöpfungen Knöffels. Ähnlich sind weiter die Häuser Schössergasse 25, das sogenannte Stadtwaldschlößchen Sophienstraße 1 und das von Samuel Locke erbaute Hôtel de Pologne, Schloßstraße 7, das nur an der Großen Brüdergasse in seiner früheren Gestalt erhalten ist. Als besonders reizvoll muß auch die Schauseite des Hauses Frauenstraße 14 (Taf. IV) erwähnt werden. Dieses Haus ist mit wundervollen Bildhauerarbeiten, die zweifellos von Knöfler herrühren, geschmückt. Über der im Bogen geschlossenen Tür mit schön geschnitztem Holzwerk sitzt ein Hochrelief, auf dem ein Mann mit einem Januskopf in einem Weinberge mit Kindern dargestellt ist. Darüber legt sich ein kräftig profilierter und stark geschwungener Sims. Weitere schöne Bildhauerarbeiten sind in den Brüstungsplatten des dreigeschossigen Erkers an der Ecke
Walter Mackowsky: Erhaltenswerte bürgerliche Baudenkmäler in Dresden. Verlag von C. Heinrich in Dresden-N., Dresden 1913, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Walter_Mackowsky_Baudenkm%C3%A4ler.djvu/56&oldid=- (Version vom 19.11.2024)