Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei (Hrsg.): Was will und was soll die Deutsche Bücherei? | |
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Die wirtschaftliche Notlage zwingt heute alle großen wissenschaftlichen Bibliotheken, ihren Haushalt einzuschränken; vor allem müssen sie sich in der Anschaffung neuer Werke größte Zurückhaltung auferlegen. Da erscheint es um so notwendiger, daß zum mindesten eine wissenschaftliche Anstalt vorhanden ist, die das gesamte deutsche Schrifttum zu sammeln, zu ordnen und zu bewahren sucht. Diese Aufgabe zu lösen, ist nur die Deutsche Bücherei imstande. Das ist im August 1920 von den in Leipzig versammelten Vertretern der großen Bibliotheken und des Vereins Deutscher Bibliothekare auch rückhaltlos anerkannt. Es wurde einstimmig erklärt, daß die deutschen Bibliotheken ohne die Deutsche Bücherei ihren Aufgaben und Zielen nicht gerecht werden können, daß daher die Deutsche Bücherei als selbständige wissenschaftliche Anstalt erhalten werden und immer weiter ausgebaut werden müsse. Mehr als je gilt es, wie die jüngsten Ereignisse dauernd zeigen, Wissen, Bildung und Einsicht in immer weitere Kreise zu tragen und unserem Volke die geistige Befähigung zu sichern, die es braucht, um sich trotz des Gewaltfriedens wirtschaftlich wieder aufzurichten und sich neben den anderen Völkern behaupten zu können.
Die Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei wendet sich daher an alle, die scharfblickend genug sind, die außerordentliche Bedeutung dieses Symbols der Kraft des deutschen Geistes für das praktische Leben und für die Zukunft Deutschlands zu erkennen, und an alle jene, die stark genug sind, neben der Sorge und Last des Tages auch die Fürsorge für die Zukunft auf ihre Schultern zu nehmen.
Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei (Hrsg.): Was will und was soll die Deutsche Bücherei?. Poeschel & Trepte, Leipzig [1921?], Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_will_und_was_soll_die_Deutsche_B%C3%BCcherei.djvu/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)