Was will und was soll die Deutsche Bücherei?
Wandgemälde von Professor Fritz Rentzsch in Leipzig
Seit mehr als zwei Menschenaltern wurde von führenden Geistern angestrebt, eine der Gegenwart und Zukunft nutzbringende Sammelstätte für das gesamte deutsche Schrifttum zu schaffen. Nach langem Mühen ist endlich dieses hohe Ziel noch kurz vor Ausbruch des Krieges durch die Gründung der
erreicht worden. – Dank der Tatkraft und der Opferfreudigkeit des sächsischen Staates, der Stadt Leipzig und des deutschen Verlagsbuchhandels konnte bereits am Tage nach der Jahrhundertfeier der Völkerschlacht der Grundstein zu dem herrlichen Bau der Deutschen Bücherei gelegt und am 2. September 1916 vor einer glänzenden Versammlung das fertige Gebäude der Öffentlichkeit übergeben werden.
Das Gebäude, mit den neuesten bibliothekstechnischen Einrichtungen und reichem Schmuck ausgestattet, steht auf einem 16 500 Quadratmeter großen Platz und bietet neben Verwaltungsräumen und Lesesälen Raum für eineinhalb Millionen und nach vollem Ausbau für etwas zehn Millionen Bände. Allein an laufenden Veröffentlichungen, Zeitschriften usw. zählt die Bücherei bereits jetzt annähernd zwanzigtausend.
Große Erwartungen erfüllten die Gründer, und der Erfolg hat diese Erwartungen noch erheblich übertroffen. Die außerordentliche Bedeutung der Deutschen Bücherei hat sich schon in den wenigen Jahren ihres Bestehens glänzend offenbart. Sie will erreichen, daß alle Erzeugnisse der im Druck niedergelegten deutschen Geistesarbeit uns und der Nachwelt erhalten bleiben. Sie will unseren Nachkommen ein untrügliches Mittel an die Hand geben, die Entwicklung unseres Geisteslebens, unseres Handels, unserer Industrie, unserer schönen Künste zu verfolgen und daraus ihre Lehren und ihren Nutzen zu ziehen.
Aber nicht erst der Nachwelt wird die Deutsche Bücherei von unermeßlichem Werte sein, sie öffnet schon jetzt ihre Hallen; ihre stetig wachsenden Schätze stehen jedem Deutschen kostenlos zur Verfügung. Sie will nicht nur wissenschaftlichen Zwecken dienen, [4] sondern auch dem Kaufmann und Industriellen, dem Handwerker und Arbeiter das für ihre praktischen oder geistigen Bedürfnisse geforderte Material darreichen. Sie ist eine nie zu erschöpfende Rüstkammer in dem Daseinskampfe, den das gesamte deutsche Volk in Zukunft schärfer denn je zuvor wird bestehen müssen.
Daher ist es aber auch Pflicht jedes gebildeten und denkenden Deutschen, dieses nationale Werk nach bestem Können zu unterstützen.
gegründet. – Sie will den Gedanken der Deutschen Bücherei in weiteste Kreise tragen und sie zu einer Sammelstelle des gesamten geistigen Schaffens des deutschen Volkes ausbauen. – Wissenschaftliche
[6] Veröffentlichungen in dieser Richtung, namentlich auf dem Gebiete der Bibliographie, will sie fördern, Mittel für den reicheren Ausbau der Bücherei bereitstellen und in erster Linie für die äußere und innere Entwicklung der Anstalt im Verein mit ihren satzungsmäßigen Organen nach Kräften wirken. Dahin gehört z. .B. die Beschaffung einer vollendeten Handbücherei für den großen Lesesaal und die Bearbeitung des Sachkataloges, durch den die Büchermassen erst voll nutzbar gemacht werden.
Die Gesellschaft kommt ihren Mitgliedern nicht mit leeren Händen entgegen. Sie bietet ihnen als Gegengabe für die Unterstützung alljährlich eine literarisch oder künstlerisch wertvolle Jahresgabe dar, die lediglich zu diesem Zwecke in beschränkter Anzahl hergestellt wird und im Buchhandel nicht zu erhalten ist, so daß sie in kurzer Zeit einen hohen Liebhaber- und Sammelwert besitzt.
Wohl wissen wir, daß die drängende Not und Sorge des Tages immer neue Anforderungen gerade an die bisher Begüterten stellen, wir wissen aber auch, daß die Sache, um deren Unterstützung wir bitten, für die Zukunft unseres Vaterlandes von tiefgehender Bedeutung ist.
Inmitten des gewaltigsten aller Kriege ist das große Kulturwerk ausgebaut und vollendet worden und hat bereits den wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und beruflichen Interessen aller Stände unseres Volkes wertvollste Dienste geleistet. Ihm darf daher erst reicht in schwerer, trauriger Zeit, wo es gilt, wiederaufzubauen, die weitere Förderung nicht versagt werden. Die Zukunft unseres Volkes stellt neue große Aufgaben an das nationale Unternehmen. [7] Die wirtschaftliche Notlage zwingt heute alle großen wissenschaftlichen Bibliotheken, ihren Haushalt einzuschränken; vor allem müssen sie sich in der Anschaffung neuer Werke größte Zurückhaltung auferlegen. Da erscheint es um so notwendiger, daß zum mindesten eine wissenschaftliche Anstalt vorhanden ist, die das gesamte deutsche Schrifttum zu sammeln, zu ordnen und zu bewahren sucht. Diese Aufgabe zu lösen, ist nur die Deutsche Bücherei imstande. Das ist im August 1920 von den in Leipzig versammelten Vertretern der großen Bibliotheken und des Vereins Deutscher Bibliothekare auch rückhaltlos anerkannt. Es wurde einstimmig erklärt, daß die deutschen Bibliotheken ohne die Deutsche Bücherei ihren Aufgaben und Zielen nicht gerecht werden können, daß daher die Deutsche Bücherei als selbständige wissenschaftliche Anstalt erhalten werden und immer weiter ausgebaut werden müsse. Mehr als je gilt es, wie die jüngsten Ereignisse dauernd zeigen, Wissen, Bildung und Einsicht in immer weitere Kreise zu tragen und unserem Volke die geistige Befähigung zu sichern, die es braucht, um sich trotz des Gewaltfriedens wirtschaftlich wieder aufzurichten und sich neben den anderen Völkern behaupten zu können.
Die Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei wendet sich daher an alle, die scharfblickend genug sind, die außerordentliche Bedeutung dieses Symbols der Kraft des deutschen Geistes für das praktische Leben und für die Zukunft Deutschlands zu erkennen, und an alle jene, die stark genug sind, neben der Sorge und Last des Tages auch die Fürsorge für die Zukunft auf ihre Schultern zu nehmen.
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der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei · E. V.
Aus § 1. Die „Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei E. V.“ ist eine Vereinigung zur Förderung der Deutschen Bücherei in Leipzig. Sie hat die Aufgabe: das Verständnis und Interesse für die Deutsche Bücherei im gesamten deutschen Sprachgebiet zu beleben und zu erhalten; die Bestrebungen der Deutschen Bücherei in weite Kreise zu tragen und an ihren wissenschaftlichen und vaterländischen, ideellen und praktischen Zielen tätig mitzuarbeiten, um die Bücherei zu einer Sammelstelle des gesamten geistigen Schaffens des deutschen Volkes auszubauen.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen in dieser Richtung, namentlich auch auf dem Gebiete der Bibliographie, will sie fördern, literarisch oder künstlerisch wertvolle Jahresgaben herausgeben, Mittel für den reicheren Ausbau der Bücherei bereitstellen und überhaupt für die äußere und innere Entwicklung der Deutschen Bücherei im Verein mit deren satzungsgemäßen Organen nach Kräften wirken.
§ 3. 1. Ehrenförderer sind Personen, die der Bücherei einen einmaligen Geldbeitrag von wenigstens 5000 M., Stifter Personen, die der Bücherei einen einmaligen Geldbeitrag von wenigstens 1000 M. zuwenden.
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2. Die Namen der Ehrenförderer und Stifter werden je auf besonderen Tafeln in der Deutschen Bücherei an hervorragender Stelle verzeichnet.
3. Ehrenförderer und Stifter haben die Rechte von Mitgliedern; ihre Namen werden dauernd in den Listen der Gesellschaft geführt.
§ 4. 1. Die Mitgliedschaft wird durch schriftliche Beitrittserklärung gegenüber dem Vorstand der Gesellschaft erworben. Sie erlischt durch schriftliche Austrittserklärung gegenüber dem Vorstande der Gesellschaft, die jedoch nur für das Ende des laufenden Geschäftsjahres zulässig ist.
2. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr.
3. Dem Vorstande steht das Recht zu, für Leistungen zugunsten der Gesellschaft die Mitgliedschaft zu verleihen. Ernannte Mitglieder sind zu Beiträgen nicht verpflichtet.
§ 5. 1. Die Mitglieder haben einen jährlichen Beitrag von wenigstens 20 M. zu leisten.
2. Mitglieder, die einen einmaligen Geldbeitrag von 500 M. gewähren, erwerben dadurch die lebenslängliche Mitgliedschaft und sind von weiteren Beiträgen befreit; ihre Namen werden dauernd in den Listen der Gesellschaft geführt.
§ 7. Die Mitglieder der Gesellschaft genießen neben den Mitgliedsrechten folgende Vergünstigungen:
a) Sie werden bei allen von der Deutschen Bücherei veranstalteten Ausstellungen zur Vorbesichtigung eingeladen;
b) sie erhalten den Jahresbericht der Deutschen Bücherei;
c) sie erhalten möglichst alljährlich eine literarische oder künstlerische Gabe von Sammlerwert, die nicht in den Handel gegeben wird.
§ 11. Alljährlich einmal soll eine Mitgliederversammlung stattfinden.
§ 12. Außerordentliche Mitgliederversammlungen kann der Vorstand nach Bedarf einberufen; er ist zur Einberufung verpflichtet, wenn darauf wenigstens dreißig Mitglieder schriftlich unter Angabe der Gründe antragen.
§ 13. 1. Zu jeder Mitgliederversammlung sind die Mitglieder unter Angabe der Tagesordnung mindestens 10 Tage vor dem Versammlungstag schriftlich einzuladen.
2. Die Mitglieder können sich in der Mitgliederversammlung vertreten lassen; die Vertreter haben sich durch schriftliche Vollmacht auszuweisen.
§ 14. 1. Die Mitgliederversammlung ist ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienenen oder vertretenen Personen beschlußfähig. Jedes Mitglied oder sonst Stimmberechtigter hat eine Stimme.
2. Die Beschlüsse der Mitgliederversammlung sind schriftlich durch einen Berichtsführer zu beurkunden. Der Verhandlungsbericht ist von dem Versammlungsleiter und dem Berichtsführer zu unterschreiben.
3. Satzungsänderungen können nur mit einer Mehrheit von 3/4 der in der Mitgliederversammlung anwesenden oder vertretenen Personen beschlossen werden; sie bedürfen der Zustimmung des Gesellschaftsvorstandes.
§ 15. Die Auflösung der Gesellschaft kann nur durch eine Mehrheit beschlossen werden, die wenigstens drei Vierteile aller Mitglieder der Gesellschaft umfaßt. Im Falle der Auflösung fällt das vorhandene Gesellschaftsvermögen an die Deutsche Bücherei.
Der Bauplatz liegt an dem 20 000 qm großen Deutschen Platz im Zuge der nach dem Völkerschlachtdenkmal führenden Straße des 18. Oktobers.
Die Bauplatzgröße beträgt 16741 qm, von denen rund 8400 qm zunächst benutzt werden.
Die bebaute Fläche des ersten Bauteiles ist 3308 qm. Fassungsvermögen 1 600 000 Bände, für etwa fünfzig Jahre ausreichend.
Die Gesamtbauanlage soll nach vorliegender Planung 9064 qm Fläche bedecken, wenigstens 10 Millionen Bände aufnehmen und etwa 300 Jahre ausreichen. Weitere Ausdehnungsmöglichkeiten sind auf den Nachbargrundstücken vorhanden.
Das Gebäude hat am Deutschen Platz 120 m Länge, 22 bzw. 19,50 m Hauptsimshöhe und enthält, einschließlich nutzbarem Keller und ausgebautem Dach, 8 Geschosse.
Die Höhe vom Kellerfußboden bis Oberkante Spitzboden beträgt 27,50 m; von Gründungssohle bis Oberkante Treppenturm 42,50 m.
Außer zahlreichen Kellern, Vor- und Abstellräumen, Treppen, Aborten und Gängen über 100 verschieden große Räume für den Betrieb und 3 Dienstwohnungen im Sockelgeschoß Westflügel.
Die Diensträume liegen hauptsächlich im Erd-, 1. und 2. Obergeschoß des Vordergebäudes, Räume für Besucher, getrennt, vornehmlich im Zwischen- und Lesesaalbau, die ausgebauten Bücherspeicher unter dem Lesesaal im Sockelgeschoß (Raum für ca. 150 000 Bände), im 3. und 4. Obergeschoß des Vordergebäudes (Raum für ca. 600 000 Bände).
Der große Lesesaal im Erdgeschoß ist 35,70 m lang, 17,20 m breit, 9,20 m hoch, hat 614 qm Fläche und 180 Plätze und eine Handbücherei, mit rund 12 000 Bänden.
Der Zeitschriftenlesesaal im 1. Obergeschoß ist 19,60 m lang, 18,50 m breit, 4,50 m hoch, hat 363 qm Fläche mit 93 Plätzen und Gestellen für 4000 Zeitschriften.
Der Zeitschriftenlagerraum darüber im 2. Obergeschoß kann über 20 000 Jahrgänge laufender Zeitschriften aufnehmen.
Der Vortragssaal im 2. Obergeschoß ist 15,60 m lang, 7 m breit, 6,50 m hoch und hat 110 qm Fläche mit 120 Plätzen.
Der kleine Arbeitssaal im 1. Obergeschoß des Vordergebäudes hat 105 qm mit 11 Arbeitsplätzen; der anschließende Kartensaal 135 qm mit 8 Arbeitsplätzen.
Der Erfrischungsraum 110 qm mit 50 Sitzplätzen.
[12] Das Gebäude enthält Luftheiz-, Niederdruckdampfheizungs- und Lüftungsanlage, Kalt- und Warmwasserleitung, Fernthermometeranlage, Staubsauganlage, Rohrpostanlage, Hausfernsprechanlage, elektrische Uhranlage, elektrische Beleuchtungsanlage und elektrische Klingelanlage, Gasleitung, 12 elektrische und 3 Handaufzüge. – Architekt des Baues war Baurat Oskar Pusch, Leiter der Bauausführung Baurat Julius Baer.
Der Bau wurde am 25. Mai 1914 begonnen, am 30. April 1915 wurde der Schlußstein gelegt, am 15. Juli 1915 die Aufstellung des Dachstuhles beendet, am 22. Mai 1916 mit Überführung der Bücherbestände und Übersiedlung des Dienstbetriebes begonnen. Am 2. September 1916 ist das Haus in Anwesenheit des Königs Friedrich August von Sachsen eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben worden.
Der Deutschen Bücherei wurden bisher von Verlegern und Freunden Marmorbüsten folgender Geisteshelden gestiftet:
- Gottholf Ephraim Lessing
- Ferdinand Graf Zeppelin
- Artur Schopenhauer
- Friedrich v. Schiller
- Nikolaus Lenau
- Joh. Wolfgang v. Goethe
- Helmut Graf v. Moltke
- Ludwig Anzengruber
- Emil Du Bois-Reymond
- Friedrich Althoff
- Marie von Ebner-Eschenbach
- Theodor Mommsen
- Hermann v. Helmholtz
- Ludwig Uhland
- Richard Wagner
- Ludwig Richter
- Adolf v. Harnack
- Rudolf Virchow
- Gottfried Keller
- Theodor Billroth
- Justus Liebig
- Detlev v. Liliencron
- Jos. Victor v. Scheffel
- Friedrich der Große
- Albrecht Thaer
- Robert Koch
- Friedrich König
- O. E. Hartleben
- Karl v. Hase
- Heinrich Pestalozzi
- Conrad Ferdinand Meyer
- Joh. Jos. v. Görres
- Martin Luther
- Friedrich Nietzsche
- Albrecht Dürer
- Hans Sachs
- Erzherzog Ludwig Salvator
- Wilhelm Raabe
- Ulrich v. Hutten
- Otto v. Bismarck
- König Johann v. Sachsen
- Freiherr v. Stein
- Paul de Lagarde
- Paul Ehrlich
- Friedrich Theodor Vischer
- Adalbert Stifter
- Ferdinand Raimund
- Franz Grillparzer
- Hermann v. Gilm
- Moses Mendelssohn
- Friedrich Hebbel
- Peter Rosegger
- Joh. Gottl. Fichte
- Max Eyth
- Friedrich Halm
- Robert Hamerling
- E. T. A. Hoffmann
- Immanuel Kant
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1917: Faksimiledruck von Heinrich v. Kleists Ode „Germania an ihre Kinder“ in einer bisher unveröffentlichten Fassung, mit einer literarhistorischen Einleitung von Professor Dr. Georg Minde-Pouet.
1918: „Aus den Briefen der Göschensammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler“, herausgegeben von Dr. Johann Goldfriedrich, mit 11 Lichtdruckbeilagen von Briefen von Klopstock, Wieland, Herder u. a.
1919 und 1920: Die Wandgemälde von Ludwig von Hofmann im Großen Lesesaal der Deutschen Bücherei mit 2 Tafeln in Vierfarbendruck, Skizzen und Entwürfen und einer Einführung von Professor Dr. Georg Minde-Pouet.
Seemannskost. Sonderdruck auf echtem Büttenpapier in 300 numerierten Exemplaren. Eine Widmung des Direktors und der Bibliothekare der Deutschen Bücherei für den früheren Vorsitzenden des Geschäftsführenden Ausschusses der Deutschen Bücherei Arthur Seemann. Nur an die Mitglieder der Gesellschaft in je einem Exemplar verkäuflich. (Vergriffen!)
Graf Alexej Tolstoj, Das Bild, übersetzt von Dr. Arthur Luther, eins der letzten Werke des einst in Deutschland sehr beliebten Dichters, das noch nie ins Deutsche übersetzt und in Deutschland gedruckt wurde. Gedruckt in 125 numerierten Exemplaren und dem Leipziger Bibliophilen-Abend zum 2. 12. 1919 von der Gesellschaft gewidmet.
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel: Trotz der erheblichen Schwierigkeiten, die der Herstellung dieser beiden Bücher entgegenstanden, ist ihre Ausführung geradezu mustergültig gelungen, und sie haben bei den Mitgliedern allgemeinen Beifall gefunden.
An anderer Stelle im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel: Trotz des schwer erhaltbaren Materials hat Herr Professor Walter Tiemann für die Veröffentlichung eine Buchausstattung geschaffen, die den künstlerisch-bibliophilen Wert der ganzen Veröffentlichung erhöht. Da sie im Handel nicht zu haben ist, sondern nur an Stifter und Mitglieder abgegeben wird, braucht deren Sammlerwert nicht noch besonders betont zu werden.
Fedor von Zobeltitz in der Vossischen Zeitung vom 12. Mai 1919: Zu diesen drei Handschriften der Ode ist nunmehr eine vierte getreten, die Georg Minde-Pouet soeben in vortrefflicher Nachbildung des Originals und mit einer Einleitung als Privatdruck für die Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei in Leipzig erscheinen ließ. Seit 1863 galt die Handschrift selbst aber als verschollen. Sie war durch Erbschaft Eigentum des Grafen Stosch auf Polnisch Kessel bei Grünberg in Schlesien geworden, in dessen Familien-Archiv Minde-Pouet sie auffand.
Dankbar aber wollen wir gerade in diesen Tagen Minde-Pouet für seine Gabe sein, hoffend, daß die gewaltige Umpflügung im Leben des deutschen Volkes auch zu einem Wiederaufwachen des unsterblichen deutschen Geistes und zu einer Neuerarbeitung der Idee vom Vaterland führen möge.
Hans Knudsen im Literarischen Zentralblatt für Deutschland, Jg. 1919, Nr. 37 u. a.: Die Jahresgabe der „Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei“ für 1917 war noch von dem Geist opfermutiger Widerstandskraft getragen, für den wahrlich kein besserer Herold gefunden werden konnte als Kleist, in dessen Kriegsdichtung wiederum die Ode „Germania an ihre Kinder“ durch ihre hinreichende Stoßkraft und ihr starkes Ethos obenansteht.
H. Kempert an derselben Stelle: Kurze Zeit vor Ausbruch des Krieges erwarb der Börsenverein der Deutschen Buchhändler in Leipzig eine Briefsammlung, die ein Enkel des Buchhändlers Georg Joachim Göschen, der verstorbene britische Minister Viscount Goschen, bei der Abfassung seiner bekannten Lebensbeschreibung Göschens angelegt hatte. Es sind über achthundert Briefe, teils von Göschen selbst, teils von mehr als hundertundfünfzig Absendern an ihn geschrieben, aus der Zeit von 1785–1827.
Druck und äußere Ausstattung des Buches sind so schön und tadellos, daß der „deutsche Bodoni und Didot“, sähe er es, gewiß selbst seine Freude daran haben würde, stolz auf solche Nachfahren wie Poeschel und Tiemann.
Dr. Mdh. im Leipziger Tageblatt vom 20. August 1919: Das mit großer Sorgfalt hergestellte Werk enthält eine überaus interessante Auswahl und Zusammenstellung von Briefen aus der Briefsammlung, die der Enkel des deutschen Buchhändlers Georg Joachim Göschen, bei der Abfassung seiner im Jahre 1903 erschienenen Lebensbeschreibung seines Großvaters angelegt hatte.
Dr. Ludwig Stettenheim in der Deutschen Allgemeinen Zeitung am 1. Juli 1919 über die Göschenbriefe: Sie geben ein anschauliches und fesselndes Bild von den Beziehungen, die zwischen Göschen und dem Kreise seiner Autoren bestanden. Wir bekommen Einblicke in die wirtschaftliche Lage der Schriftsteller damaliger Zeit. Eine Reihe von faksimilierten Briefnachbildungen bildet eine wertvolle Ergänzung des Werkes.
G. W. in der Zeitschrift für Bücherfreunde August-September 1920 über „Seemannskost“: In prächtiger Ausstattung – schönstes Büttenpapier, Druck von Poeschel & Trepte, Einband von E. A. Enders – wurden fünf Aufsätze dargeboten, die samt und sonders vornehmer Einkleidung wert erscheinen. Jeder dieser fünf Beiträge hat seine eigenen Reize, sie gehören alle in den Bereich der gaya scienca, die nicht dem Gelehrten, sondern dem Gebildeten gilt, und so sind sie des Mannes, dem sie gewidmet wurden, würdig.
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