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geboten erscheint, auch in den angefochtensten literarischen Situationen die weibliche Autorenschaft zu bekennen …

In dieser zum Kampfe drängenden farbebekennenden Zeit der neueren Literaturperiode sind denn auch die männlichen Pseudonyme weiblicher Autoren immer seltener geworden, so daß der Grund für ihr ehemaliges Überwiegen wohl kaum in maskulinen Anlagen, sondern in äußeren Verhältnissen zu suchen ist.

Die »wahre« (innerliche) Emanzipation des Weibes wird von Weininger nicht verworfen (wohl aber für unmöglich erklärt), – aber – »der Unsinn der Emanzipationsbestrebungen liegt in der Bewegung, in der Agitation«.

»Unsinn« – der entsetzliche Kampf nach Brot, »Unsinn« der endlich erfolgte Zusammenschluß der als einzelne Hilflosen, »Unsinn« die planmäßige Organisation der nur durch ihr Geschlecht von zahllosen wichtigsten Erwerbszweigen Ausgeschlossenen, die auf die immer seltener gewordene »Versorgung durch den Mann« – oder aber auf Hunger, Prostitution oder erdrückende Familienabhängigkeit angewiesen waren! »Unsinn« die mächtige Propaganda, die die Ringenden kampfesfähig machen, die ihnen die Mittel erkämpfen soll, sich vor widerstandslosem, sicherem Untergang zu retten, »Unsinn« das Sichaufraffen aller jener weiblichen Existenzen, die nicht »als Leichen auf dem Wege liegen bleiben« wollen, wie dies nach der Ansicht eines mir bekannten, sonst bedeutenden Philosophen »nun einmal sein muß«.

Und warum ist diese Bewegung, diese Agitation nach Weininger »Unsinn«? Weil »nur durch diese« (und außerdem »aus Motiven der Eitelkeit – des Männerfanges!« – Herrjemine!) viele Frauen jetzt Bildungs- und Berufsbestrebungen entwickeln, deren bloße »psychische Bedürfnisse« sie nicht dazu getrieben hätten!

Empfohlene Zitierweise:
Grete Meisel-Heß: Weiberhaß und Weiberverachtung. Die Wage, Wien 1904, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Weiberhass_und_Weiberverachtung.djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)