Seite:Weiberhass und Weiberverachtung.djvu/54

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Befriedigung und ihrer – in den meisten Fällen – sicher bedürftiger als das Weib, schon um des Detumeszenztriebes willen, den ja das Weib nicht hat?! Der simple Beweis dafür ist die Tatsache, daß kaum ein Mann, der nicht durch Krankhaftigkeit irgend welcher Art daran gehindert ist, stirbt, ohne je ein Weib besessen zu haben (war es nur eines, so ist er auch schon ein Unikum), während tatsächlich tausende von Frauen virgines intactae bleiben, gänzlich geschlechtslos leben.

Es soll durchaus keine Tugend aus wahrscheinlicher Not gemacht werden, wir wissen ganz gut, daß sie nur selten aus freier Wahl, sondern meist aus wirtschaftlichen oder moralischen Bedenken Jungfrauen bleiben; wäre aber der Geschlechtstrieb in ihnen dominierend und sie ganz und gar Sexualgeschöpfe, so würden wohl auch sie Mittel und Wege finden, ihre Virginität los zu werden.

Aussprüche, die in ihrer Verrennung und Verblendung gerade das Verkehrte treffen, dürfen uns bei einem Manne nicht wundern, dessen Sucht, alle Erscheinungen in einmal aufgestellte, an Zahl und Charakteristik mehr als dürftige »Klassen« einzupferchen, sei es auch mit blinder Gewalt, sich zu den lächerlichsten Etikettierungen versteigt. Da das Weib nur »Mutter« oder nur »Dirne« sein kann, wird das weibliche Geschlecht folgendermaßen »beschrieben«: Die Dirne ist es, die die gute Tänzerin ist, nach Unterhaltung, Geselligkeit, nach dem Spaziergang (!! welch ein Dirneninstinkt) und dem Vergnügungslokal, nach Seebad und Kurort, Theater und Konzert verlangt, während die »Mutter« eine stets geschäftige, stets geschmacklos gekleidete Frau ist (wörtlich!), die sich auch daran erkenntlich macht, daß sie – Speisereste aufhebt. Eine recht erschöpfende Einteilung! Nun wollen wir mal etwas ähnliches aufstellen: Die Männer – sagen wir – bestehen aus »Vätern« und »Strizzis«. Die Väter sind geschmacklos gekleidet, lassen

Empfohlene Zitierweise:
Grete Meisel-Heß: Weiberhaß und Weiberverachtung. Die Wage, Wien 1904, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Weiberhass_und_Weiberverachtung.djvu/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)