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Aenderungsvorschläge der Akademie zur Beratung vorlegen, blieben unberücksichtigt.

Die lange Untätigkeit des Direktors und die Uneinigkeit der Volapükisten hatten zur Folge, dass das Interesse für Volapük ziemlich plötzlich aufhörte und die eifrige Propaganda von dieser Zeit an stetig abnahm. – Schleyer wollte aber, wie gesagt, von radikalen Aenderungen nichts wissen, die Anzahl der Mitglieder der Akademie war sehr gesunken, von den Journalen waren bis auf drei alle eingegangen, die meisten Volapükvereine hatten ihre Tätigkeit eingestellt und die wenigen übriggebliebenen Weltsprachler standen einander feindlich gegenüber. So schlecht standen die weltsprachlichen Angelegenheiten, als auch der Prof. Kerckhoffs im Jahre 1891 erklärte, dass er sein Amt als Direktor der Weltsprache-Akademie niederlege.

Als ich darauf zum Direktor der Akademie gewählt wurde, schwankte ich sehr, ob ich die Wahl annehmen sollte, denn es war klar, dass nur mit grosser Energie neues Leben in die Akademie gebracht werden konnte und es erschien sehr zweifelhaft, ob man die vielen Meinungen unter einen Hut bringen könnte. – Ich nahm die Wahl an in dem festen Glauben an die Erreichbarkeit des Zieles, in der Ueberzeugung, dass keine der bis dahin vorgeschlagenen Kunstsprachen allen berechtigten Anforderungen genüge, und endlich im Vertrauen darauf, dass die Internationale Weltsprache-Akademie mit ihren vom Pariser Kongress bestätigten Statuten befähigt sei das Problem in besserer Weise zu lösen, als es einzelnen Erfindern gelungen war.

Als ich die Arbeiten wieder aufnahm, liess ich zunächst die Grammatik ganz beiseite und ging zu dem wichtigsten Teil über, zur Prüfung der Stammwörter. Zuerst legte ich den Akademikern eine Liste solcher Volapükwörter zur Prüfung vor, welche, nach meiner Meinung, keiner Aenderung bedurften, z. B. delfin, legion, metal u. s. w., welche in den meisten europäischen Sprachen vorkommen, wobei ich bei jedem Wort die Notiz gemacht hatte, in welchen Spachen namentlich das Wort zu finden sei. – Ich berücksichtigte dabei 7 Sprachen: englisch, französisch, deutsch, spanisch, italienisch, russisch und lateinisch. – Darauf schlug ich der Akademie vor, eine Reihe von Volapükwörtern durch andere Wörter zu ersetzen, welche durchaus in das System des Volapük passten, d. h. aufgenommen werden konnten, ohne die grammatikalischen Formen zu alterieren, aber dabei den Vorzug hatten, in ganz Europa ohne weiteres verstanden zu werden, weil sie in den meisten der obengenannten 7 Sprachen vorkommen; solche Wörter waren z. B. fabrik Fabrik anstatt des volapükischen fablüd, salon, Salon anstatt sälun u. s. w. Die meisten dieser Wörter wurden einstimmig angenommen und damit hatte die Akademie einen grossen Schritt vorwärts getan. Die alten Wörterbücher waren damit für ungenügend erklärt und mir war die Bahn gewiesen, auf der weitergeschritten werden sollte.

Zu den schon früher genannten neueren Weltsprache-Projekten kamen noch folgende hinzu:

„Universala“ von Dr. Eug. Heintzeler in Stuttgart, 1893.
„Novilatin“[WS 1] von Dr. E. Beermann in Nordhausen a. H., 1895.
„Blaue Sprache“ von Bollack in Paris, 1899.

Ausserdem erschien damals in Hannover ein monatliches Journal

„Linguist“, Unabhängige Zeitschrift für alle Freunde der Weltspracheidee,

  1. Vorlage: „Novilatiin“.