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Walther Kabel: Wer war der Erfinder der Buchdruckerkunst? In: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 7. Bd., S. 64–67

eines künstlerischen Handwerkes aus dem anderen wertvolle Aufschlüsse bietet.

Die ältesten technischen Vorgänger der Buchdruckerkunst bilden die Siegelringe mit eingeschnittenem Bild oder Monogramm, wie sie schon von den Goldschmieden des alten Babylon gefertigt und in vielen, wenn auch noch ziemlich roh und unkünstlerisch ausgeführten Exemplaren später bei Ausgrabungen aufgefunden wurden. Sie fanden schon in ältesten Zeiten ihre Verwendung wie heutzutage –, eben als Petschafte bei der Siegelung von Urkunden und Briefen. Die Kunst des Monogrammschneidens fand dann besondere Pflege im alten Rom. Und in Rom war es wieder ein Goldschmied, der den ersten Prägestock zum Prägen von Münzen erfand –, ein technisches Instrument, welches ohne Zweifel als der Urahn der heutigen Druckertypen angesehen werden muß. –

Nach diesem kurzen geschichtlichen Rückblick zu Johann Gensfleisch zum Gutenberg, wie Gutenbergs voller Name lautete. Über seine Jugendjahre wissen wir nicht viel. Nicht einmal sein Geburtsjahr ist bekannt. Man nimmt an, daß er innerhalb der Jahre 1394–97 in Mainz das Licht der Welt erblickte, der er fünfzig Jahre später seine kulturerleichternde Erfindung bescheren sollte. Jedenfalls muß er dann als Jüngling zu einem Straßburger Goldschmied in die Lehre gekommen sein. Während seiner Ausbildungsjahre bereits zeigte sich sein genialer Sinn bei mannigfachen Verbesserungen, die er bei den bisherigen Werkzeugen anbrachte. Und fraglos ist er schon während seiner Lehrzeit durch langwieriges Experimentieren hinter die bisher unbekannte Kunst des Edelsteinschleifens gekommen. Auch diese Tatsache, daß man Gutenberg als den Erfinder der Edelsteinschleiferei anzusehen hat, ist wenig verbreitet. Gewöhnlich wird dieser epochemachende Gedanke Ludwig von Berquen (1456) zugeschrieben. Aber aus alten Urkunden ergibt sich, daß Gutenberg bereits 1437 in Straßburg eine Anzahl von Schülern um sich versammelt hat, denen er das Schleifen der Edelsteine gegen hohe Bezahlung beibrachte. Weiter ist erwiesen, daß Gutenberg sich mit mehreren anderen Kollegen zur Ausbeutung seiner vielfachen

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Wer war der Erfinder der Buchdruckerkunst? In: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 7. Bd., S. 64–67. Verlag der Bibliothek für Alle, Dresden 1912, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wer_war_der_Erfinder_der_Buchdruckerkunst.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)