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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Ein Gesang von Einschlafenden

Der Mörder

Vorüber ist die Wut!
Du liegst in Deinem Blut.
Und die Dich überwand,
Erloschen ist mein’ Hand.

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Warum denk’ ich daran,

Was Deine Mutter Lieb’s an Dir getan?!

Sie zog Dir Schuh’ und Strümpfe ab
Und legte Dich in Dein weißes Grab.

Einschlafen will auch ich

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Und leg mich neben Dich.


Wer tut die beiden Lichter aus?
Überm Hof das eine und im Haus.

Dachboden ist so kalt
Viel kommt hereingewallt.

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Fürcht ich mich?

Schlaf macht uns brüderlich,
Schließt uns gut zu.

Liebling, Du atmest nicht,
Doch dräng’ ich mich an Dein Gesicht,

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Halt Dein Bruderhand gern.....
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)