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Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.

Man sorgt für mich, doch das ist Verrat,
Denn jeder hat was im Auge parat,
Das macht mich schwer.

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Ich will auch heute nicht essen mehr,

Daß er Angst hat, der Alte! Grad!

Was ist denn morgen? Sag!
Der Fingerübungen langer Tag.
Doch die gute Nacht ist ein großes Meer.

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Da denke ich lang,

Die Frau mir her,
Die gestern die Gräfin im Figaro sang.


Die Dichterin

Du warst der Gott,
Den sein Mantel trug,

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Wenn Du durch die Wolken fuhrst.


Du warst der glücklich verweinte Himmel,
Das Schweben überm Gras,
Des Schnees langsame Unendlichkeit.

Von den Bergen kam ich

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Und trat in Dein Wandern,

In einem goldenen Donner will ich schlafen gehn.


Unser aller Kinderfrau

Ist es noch Zeit?
Oder hört man Milchwagen schon schellen?
Uhren weit und breit,

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Die sich ins Dunkel stellen.
Empfohlene Zitierweise:
Franz Werfel: Wir sind. Neue Gedichte.. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Werfel_Wir_sind_1913.pdf/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)