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William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.

Rodrigo.

Was denkst du, daß ich thun will?

Jago.

Was? Zu Bette gehen und schlaffen.

Rodrigo.

Ich will auf der Stelle gehn, und mich ins Wasser stürzen.

Jago.

Wenn du das thust, so werd’ ich dich in meinem Leben nicht mehr lieb haben. Wie, du bist ein recht alberner Edelmann!

Rodrigo.

Es ist etwas albernes, leben, wenn Leben eine Qual ist; und dann, so sterben wir ja nach den Regeln, wenn der Tod unser Arzt ist.

Jago.

O wie niederträchtig das gedacht ist! Es ist schon viermal sieben Jahre, daß ich mich auf der Welt umsehe, und seitdem ich einen Unterscheid zwischen einer Wohlthat und einer Beleidigung machen kan, hab’ ich noch keinen Menschen gesehen, der den Verstand hätte sich selbst zu lieben. Eh ich sagen wollte, ich wolle mich einer Guineischen Henne zulieb ersäuffen, eh wollt’ ich meine Menschheit mit einem Wald-Teufel vertauschen.

Empfohlene Zitierweise:
William Shakespeare: Othello, der Mohr von Venedig. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/215&oldid=- (Version vom 1.8.2018)