William Shakespeare: Was ihr wollt. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII. | |
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solche Antwort nicht abweisen lassen; ich würde gar keinen Sinn in ihr finden.
Olivia.
Wie, was thätet ihr denn?
Viola.
Ich würde Tag und Nacht vor eurer Thüre ligen, und
so lange hinein ruffen bis mir der Athem ausgienge: ich würde
klägliche Elegien über meine unglükliche Liebe machen, und
sie selbst in der Todesstille der Nacht laut vor euerm Fenster
singen; euern Namen den zurükschlagenden Hügeln entgegen
ruffen, und die schwazhafte Gevatterin der Luft (die Echo)
an Olivia sich heiser schreyen machen! O ich wolte euch nirgends
Ruhe lassen, bis ihr Mitleiden mit mir hättet.
Olivia.
Ihr könntet es vielleicht weit genug bringen. Was ist euer Stand?
Viola.
Ueber meine Glüks-Umstände, doch bin ich zufrieden; ich bin ein Edelmann.
Olivia.
Kehrt zu euerm Herrn zurük; ich kan ihn nicht lieben;
er soll mich mit seinen Gesandtschaften verschonen; ausser
ihr wolltet noch einmal zu mir kommen, um mir zu sagen,
wie er meine Erklärung aufgenommen hat; lebt wohl; ich
dank’ euch für eure Mühe: nemmt diß zu meinem Andenken. – –
William Shakespeare: Was ihr wollt. Übersetzt von Christoph Martin Wieland, Shakespear Theatralische Werke VII.. Orell, Geßner & Comp., Zürich 1766, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wieland_Shakespear_Theatralische_Werke_VII.djvu/435&oldid=- (Version vom 1.8.2018)