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Kraft berührt und dann die Begnadigte unter den Weibern überschattet. Er hat sich dann auf den von ihr Geborenen selbst herabgelassen bei dessen Taufe und hat ihn so erfüllt, daß er seitdem der Gesalbte heißt: der den Geist empfangen hat nicht nach dem Maß. Er ist dann von Christo verheißen worden, erst in mehreren gelegentlichen Aeußerungen, dann in den letzten Reden eingehender als der Tröster, der gesandt werden soll vom Vater und vom Sohn. Hier finden sich die beiden bekannten Sprüche vom Tröster, den er senden wird vom Vater (Joh. 16, 7) und der andere vom Tröster, dem heiligen Geist, den der Vater senden wird in des Sohnes Namen (Joh. 14, 26), in denen deutlich der Geist als Person unterschieden wird vom Vater, der ihn sendet, und vom Sohn, in dessen Namen er gesendet wird. Und so wird in diesen Reden auch des Geistes Werk ganz klar beschrieben. Er soll Jesum verklären, sein Werk auf Erden weiterführen, er soll die Jünger Jesu dessen erinnern, was Jesus gesagt hat, sie leiten in alle Wahrheit, auch die einzelnen innerlich strafen oder überführen der Sünde und der Gerechtigkeit und des Gerichts. Er soll also die einzelnen Menschen zum Glauben an Christum führen und dadurch, daß er viele zu dem einen Glauben bringt, dem erhöhten Herrn eine Kirche auf Erden sammeln. So ist deutlich der Geist unterschieden vom Vater und vom Sohne und doch eng mit ihnen verbunden. Den Geist des Vaters nennt ihn Jesus da, wo er sagt, daß er in den Seinigen reden würde. „Ihr seid es nicht, die da reden, sondern eueres Vaters Geist ist es, der durch euch redet.“ (Matth. 10, 20). Und der Apostel sagt Gal. 4, V. 6. „Gott hat gesandt den Geist seines Sohnes in euere Herzen, der schreiet: Abba, lieber Vater.“ Andererseits lesen wir Römer 8, daß uns der Geist aufs beste beim Vater vertritt und gibt wiederum Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. So verhält es sich denn folgendermaßen: Alles, was der Vater tut, das tut er durch den Sohn und tut es im heiligen Geist. Umgekehrt der heilige Geist will Christum in uns verklären, uns zum Glauben an Christum bringen und dadurch uns zum Vater führen. So sagt auch der Herr: „Der heilige Geist wird nicht von sich selber reden, von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen.“ (Joh. 16, 14). Ueberlegen wir das alles, so verstehen wir, daß nicht unmittelbar von der Liebe des heiligen Geistes zu uns in der Schrift geredet wird; denn der Vater liebt uns durch den Sohn und im heiligen Geist. Wir verstehen dann auch, warum nicht von unserer Liebe zum heiligen Geist unmittelbar in der Schrift geredet wird. Wir lieben den Vater im Sohn und Vater und Sohn lieben wir im heiligen Geist, d. i. in seiner Kraft. Gleichwohl werden wir von einer Liebe des Geistes zu uns reden dürfen und ebenso von unserer Liebe zum Geist; denn der Geist ist es, der in uns die Liebe zu Jesu und dadurch zum Vater wirkt. Es verhält sich