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festgehalten werden müssen, daß die Beichte, auch wenn sie bloß eine allgemeine ist, doch eine besondre Handlung bleiben soll, um der Erziehung willen zum hl. Sakrament. Unter uns steht es jeder frei, ob sie die Privatbeichte erwählen oder an der allgemeinen teilnehmen will. – Es könnte gefragt werden, was richtiger ist, ob die Beichte am Tage zuvor oder unmittelbar vor dem Sakramentsempfang stattfinden soll. Unter uns hat anscheinend die Mehrzahl es für segensreich erkannt, wenn Beichte und Absolution unmittelbar vor dem Sakramentsempfang steht, wie bei unsern kleinen Kommunionen. Es mag das viel für sich haben, – besonders daß man leichter in der freudigen Gewißheit der Vergebung zum Sakrament geht. Für die weiteren Kreise ist es gut, wenn die Beichte schon am Tage vorher stattfindet, da dann doch wenigstens am Tage vorher schon eine ernste Bereitung auf das Abendmahl nahegelegt ist, die von den einzelnen so oft sonst unterlassen wird, wenn keine kirchliche Mahnung dazu an sie ergeht.

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 Eine Segens- und Gnadenquelle ist die Beichte unter allen Umständen, auch in ihrer unvollkommenen Gestalt wie sie jetzt stattfindet, daß nur das Ja von Seite der Beichtenden gesprochen wird. Es wird doch das Wort der Absolution gesprochen und es ist das eine Gnadenquelle, das kann aus Erfahrung vieler bezeugt werden – auch in dieser Gestalt. Insbesondere kann auch diese Ordnung der Beichte der Selbsterkenntnis dienen und dadurch wird die Segensquelle zu einer Kraftquelle. Auf der Selbsterkenntnis ruht eine besondere Kraft. Die Selbsterkenntnis ist entscheidend für die Bekehrung selber. Durchs Wort der Wahrheit wird das Gewissen geweckt und ein Verlangen nach Heil entzündet. Und nun kommt es darauf an, ob man sich vom Geist weiterführen lassen will. Die Berufung führt zur Frage: Was soll ich tun, daß ich selig werde? Die Antwort ist: Buße tun und glauben. Ohne Glauben kann man nicht zu Jesu, ohne Buße nicht zum Glauben kommen. Die Buße beginnt mit der Selbsterkenntnis, der Erkenntnis der Sünde. Auch für das Beharren in der Bekehrung ist die Selbsterkenntnis unbedingt notwendig. Solange wir uns als arme Sünder bekennen, gehen wir täglich zum Gnadenthron und lassen uns die Vergebung täglich neu versichern durch den heiligen Geist im Wort. Für das Leben der Heiligung ist die Selbsterkenntnis ebenso wichtig. Wie können wir kämpfen gegen die Sünden und Mängel, wenn wir sie nicht klar und deutlich erkennen. Nicht minder wichtig ist die Selbsterkenntnis für den Beruf. Es begegnet einem so oft bei der Führung der Schwestern, daß viele ihre Mängel unter denen sie leiden, die sich im Beruf so fühlbar machen, gar nicht erkennen wollen. Das ist ein Mangel rechter Selbsterkenntnis. Man möchte manchmal die Optimisten beneiden, die von der Mangelhaftigkeit ihrer Leistungen keinen Begriff haben und mit einer großen Selbstzufriedenheit ihre Tätigkeit werten. In Wahrheit sind sie freilich nicht zu beneiden. Für den Beruf ist es wichtig seine Mängel zu erkennen, auch seine Grenzen in Bezug