Seite:Wilhelm Eichhorn - Einsegnungsunterricht 1912.pdf/55

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sowie daß in den Schmalkaldischen Artikeln Luther Rom gegenüber die Grenzen zog und daß in der Konkordienformel die reine Lehre – der Gewinn der Reformationszeit – festgestellt wurde, gegenüber mancherlei Irrtümern im eigenen Lager und gegenüber der reformierten Kirche, das ist wohl auch bekannt. Die Bekenntnisse sind also Selbstaussagen der Kirche über das, was sie aus der heiligen Schrift als richtig erkannte. Die Bekenntnisse sind notwendig und wichtig, weil in ihnen die Kirche selber zur Klarheit über die geoffenbarte Wahrheit kommt. Für uns ist unser Bekenntnis wichtig als das Einheitsband unserer Kirche. Die Bekenntnisse sind ferner eine wichtige Anweisung für den Lehrstand, der auf die Bekenntnisse verpflichtet ist, damit der Gemeinde nicht willkürliche Lehre, sondern die Lehre der Kirche auf Grund der heiligen Schrift vorgetragen werde. Die Bekenntnisse sind auch wichtige Lehrmittel für die Kirchenglieder selber, um die reine lautere Lehre daraus zu erkennen und den rechten Verstand der heiligen Schrift daraus zu entnehmen. Von diesem Gesichtspunkt aus muß ernstlich gemahnt werden, daß alle Kirchenglieder, die ein selbständiges klares Urteil gewinnen wollen, doch ja die Bekenntnisse unserer Kirche lesen möchten und dann in der Schrift forschen, ob sichs also hielte. Das Bekenntnis gibt uns insbesondere einen klaren Standpunkt zur Beurteilung neu auftretender Lehren und Behauptungen und wie groß und dankenswert ist es, daß unser Bekenntnis uns einen so klaren und nüchternen Standpunkt gibt. Die reformierte Kirche ist in steter Unruhe durch immer neuauftauchende Sekten. Denken wir daran, daß vor etlichen Jahren Dowie in Amerika auftrat, der sich für den wieder erstandenen Elias ausgab und eine große Zahl von Anhängern fand, bis er elend zu Schanden wurde. Auf lutherischem Kirchenboden sind derartige Vorkommnisse unmöglich. Oder denken wir an solche Sekten, die man fast Sekten verrückter Art nennen möchte, wie die Adventisten vom 7. Tag mit ihrer Wiederaufnahme des alttestamentlichen Sabbath und der Speisgesetze. Auf lutherischem Boden sind derartige Erscheinungen nicht denkbar. Auch unsere lutherische Kirche ist in den letzten Jahrzehnten mehrfach verunruhigt worden durch die Erscheinungen, die von England und Nordamerika herüberkamen. Die älteren unter uns erinnern sich der Bewegung durch Smith, einen Amerikaner, von dem eigentlich die Gemeinschaftsbewegung der modernen Zeit ihren Anfang nahm. Nüchterne und klare, auf dem Grund des Bekenntnisses Stehende haben sich von allem Redeglanz jenes Amerikaners, der auch schließlich in sittlicher Hinsicht zu schanden wurde, nicht täuschen lassen. Oder denken wir an die Pfingstbewegung, wie sie in den letzten Jahren, von Amerika über Norwegen zu uns kommend sich betätigte. Lutheraner wissen, was sie von derartigen Bewegungen zu halten haben und so erweist sich auch hier der kirchliche Sinn als eine Kraftquelle des klaren und sicheren Urteils über die Geister, die man prüfen muß, ob sie von Gott sind.

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 Wir gehen weiter zu den kirchlichen Erziehungsmitteln als äußerer