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Häupter hin. Wenn hingegen ein rechtschaffenes Herz dem Beichtvater sich offenbart[1], dann ist Gelegenheit, aus Gottes Worten, unter Beweisung des Geistes und der Kraft, darzuthun, daß gerade für zerschlagene Herzen das Evangelium geschenkt ist, – denn kann man alle ungläubigen Einwendungen eines sich selber quälenden Geistes mit dem Schwerte des göttlichen Worts unaufhaltsam töten, dann kann auch ein Mensch samt seinem Trauergeiste der göttlichen Tröstung am wenigsten widerstehen, muß sich endlich gefangen geben – und überwunden an des Friedefürsten, des seligen Heilands Brust fallen und sprechen: „Herr, du hast mich überwunden! Nun bin ich dein – und du bist mein!“ Wahrlich, dann ist ein Gotteskind geboren, lieblicher wie ein Tautropfen aus der Morgenröte, – und es ist nichts schöner, als die Demut und Scham eines durch die Absolution gesegneten und zum Frieden eingeführten Sünders. – Man hat dem HErrn zu danken, daß Er Menschen durch Menschen zu sich zieht, und Sünder durch begnadigte Sünder tröstet und absolviert. O welch’ ein Leben ist die Botschaft des Friedens, wenn sie aus dem Munde eines Menschen dringt, der sie selbst erfahren!


  1. „Obgleich ein Prediger nicht alle Sünden der Leute wissen muß, so muß er doch insoweit von dem Zustand der Pfarrkinder Nachricht haben, daß er ihre Wunden heilen und also auch die Arzenei recht darauf attemperieren könne.“
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/60&oldid=- (Version vom 17.7.2016)