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solchen Fall, daß er die Obersten, Kriegsleute und Gewaltigen seines Reichs zusammengerufen habe. In allen andern Dingen genügt sein königlicher Befehl; allenfalls berieth er da mit seinen Nächsten, aber seine Stimme gab den Ausschlag. Aber damals als es sich darum handelte, die Lade nach Zion heraufzubringen, da mußte ganz Israel sich versammeln, da sahen wir den König werben um die Zustimmung seines Volks. Der König weiß wohl was er thun will, er will nicht erst durch Debatten ermitteln was geschehen soll; – denn damit kommt das Gute und Rechte in die Gewalt der Menschen, ihres Unverstands und ihrer Leidenschaft; – aber die Seelen will er gewinnen und die Herzen für seinen Plan stimmen und einmüthig machen zu dem, was sein Gott ihm in’s Herz gegeben.

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 Gerade so thut er hier, wo es sich auch um ein geistlich Werk handelt. Denn nicht Salomos Vorstellung, sondern der Tempelbau ist die Hauptsache, um die es sich hier handelt. Da ruft er denn – nicht die Priester, sondern diejenigen die wir nach heutigem Sprachgebrauch „Weltliche“ heißen würden – die Obersten, die Beamten, die Kriegsleute zusammen, damit sie sammt dem ganzen Volk einig werden mit ihrem König. Ihren Rath braucht er nicht; Gott selbst hat ihm alles gezeigt, sein kundiger Geist ist in der Schule des HErrn einsichtsvoll geworden; er braucht auch kaum ihre That, denn seine und seines Sohnes Stiftung reicht fast zum ganzen Werk. Aber es liegt ihm am freien Willen der Unterthanen, allein gehen will er nicht; wo er vorangeht als Prophet und König, will er getragen sein von der einmüthigen Zustimmung und den Gebeten seines Volks. Obgleich er selbst zum Bau das Meiste thut und gibt, will er doch das Ganze gelten lassen als ein Werk, das aus der Mitte des Volkes selber kommt. Er ermuntert sie zur Eintracht, sie

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Wilhelm Löhe: David und Salomo. C. Bertelsmann, Gütersloh 1895, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_David_und_Salomo.pdf/79&oldid=- (Version vom 11.9.2016)