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Schicksale ruhen? – ER spricht zu Seinen Feinden: „Ihr habt Mich nicht erwählt, aber Ich habe euch erwählt!“ Wie könnt ihr nein sagen? Ist nicht das Herz ein betrügliches Ding – kann ER’s nicht wenden, kann ER nicht das flüchtige Ding fest machen in Seiner Gnade? – Nun denn, mein Held! mein JEsus! lege Ehre ein und siege! Schmücke Dich schön, gürte Dein Schwert an Deine Seite; zeuch einher, der Wahrheit zu gute! Siege mitten unter Deinen Feinden! Es müsse Dir gelingen in Deiner schönen Pracht, und Deine Saule laß werden Leute Deiner Hand, die Deinen Namen preisen und Dein Blut, o Lamm Gottes! Halleluja!


II.

 Saulus war nahe bei Damaskus. Sein Herz war finster, sein Gewissen wachte und störte ihn, wie manchmal ein Wurm im Täfelwerk der Kammer in stiller Finsternis nagt und lispelt. Was für Gedanken auf dem Wege ihm mögen aufgestiegen sein, das weiß der HErr! Aber eine sehr ernste Zeit war es für ihn. Da lag vor seinem Auge die berühmte Stadt, in welcher der Juden eine so große Menge wohnte, daß unter Nero zehntausend getötet werden konnten, ein großes Feld für einen Eber, der wütend kam, darin zu wühlen, eine große Ernte für Saulus, denn wo viele Juden, da waren in der ersten Zeit auch viele Christen! – Nun kam er, so sagt die uralte Sage, zu einer Brücke vor der Stadt, über die sollte nach dem Beschluß des Hochgelobten kein Saulus kommen, kein hochmütiger Trotz wider Sein Reich! Der HErr geht Seinen Feinden nicht weit entgegen, Er läßt sie nahe kommen mit ihrer Wut. Es ist Ihm ein Kleines, sie in den Staub zu betten, wenn’s Ihm darauf ankommt, muß eine Brücke und ein Wässerlein sie hemmen! Denn ER ist groß – was kann ER nicht?

 Als Saulus an die Brücke kam, da auf einmal umleuchtet’s ihn von oben her, die Klarheit des HErrn umleuchtete ihn, er sah auf einen Augenblick und sah den König des Himmels im aufgethanen Himmel stehen! – Wenn einst Deine Frommen an jenem Tage, HErr JEsu, Dich