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und unergründliche Liebe es ist, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn für uns in den Tod gegeben hat, wem die Liebe Gottes ausgegossen wird ins Herz, der liebt Ihn wieder und die Liebe thut ihm den Mund auf, daß er kindlich zu Ihm betet, wie Kinder ihren lieben Vater bitten, und die Erkenntnis JEsu und die Liebe zu ihm bewirkt es, daß ER niemals anders, als in JEsu Namen betet, der Mund spreche es oder nicht.

 Es ist indes auch gar kein Wunder, daß die wenigsten Menschen Gottes Liebe nicht erfahren und Ihn nicht lieben, und eben darum zu Ihm auch nicht kindlich und im Namen JEsu beten können: denn beides hat seinen guten Grund.

 3. Darum, daß sie nicht glauben an JEsum Christum, daß ER von Gott ausgegangen sei. Die Jünger glaubten an Ihn. Sie sahen und erkannten, daß ER alle ihre Gedanken erriet und daß vor Ihm nichts verborgen sei, und darum glaubten sie, daß ER von Gott ausgegangen sei. Aber das glauben die meisten unter uns jetzt nicht, das ist die größte Sünde, und um dieser willen wird es ihnen nicht geschenkt, kindlich und im Namen JEsu zu beten. Viele von euch geben wohl zu, daß JEsus von Gott ausgegangen sei, ja, sie geben alles zu, aber sie bleiben dabei die gleichgültigsten Menschen von der Welt, können dabei ihr altes Leben fortführen und schämen sich, sich zu bekehren. Ihr Glaube ist kein Glaube. Wäre ihr Glaube der rechte Glaube, so wäre er eine Kraft Gottes, welche das Herz erneut, so müßte aus ihm die Liebe zu Gott kommen, ja eben er ist die Erweisung der göttlichen Liebe, welche Gottesliebe weckt. Der Glaube ist nicht eine menschliche Meinung oder Einbildung, daß etwas so oder anders sei, sondern der Glaube ist eine herzliche, gewisse Zuversicht, stärker als das Leben, daß Gott in Christo unser gnädiger Vater ist. Der Glaube an Christum ist nicht bloß dies, daß man zugiebt, JEsus Christus habe einmal gelebt, sondern er ist mehr, er ist das sichere Vertrauen, daß ER für uns und für alle Menschen auch der fernsten Zeiten gelebt habe, daß ER für alle ein Opfer der Versöhnung und in diesem für alle eine ewige Freude bereitet habe. Wer die in