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Seinem Sohne – des Liebe zu Seinem Vater heute sich verherrlicht? Ist die heilige Familie im Himmel nicht auch euch gegeben zur Nachfolge? Steht nicht geschrieben: „Werdet Gottes Nachfolger!“ Und wenn der HErr spricht, der Sohn, – ihr Kinder! wenn ER spricht: „Folget mir nach!“ sollte man Ihm in allen Dingen nachfolgen – und in dem ersten Gebot, das Verheißung hat, nicht? Es steht geschrieben: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebst“ etc. Da JEsus gegen Seinen himmlischen Vater das Gebot in der Zeit erfüllte, so lebt ER nun ewiglich. Darum, daß ER sich Seiner Herrlichkeit entäußert hat, hat Ihm der Vater einen Namen gegeben, der über alle Namen ist. Des HErrn Vornehmen geht durch Seine Hand fort – wer will Seines Lebens Länge ausreden! Ist irgendwo unter uns ein Sohn, der seines Vaters Kummer und seiner Mutter Schande gewesen ist bisher, ach! der schaue dem Knaben JEsu ins freundlich lächelnde Auge, in die lächelnden Lippen – sie schweigen. Aus Gehorsam ist Gottes ewiger Redner unmündig worden: nun, teure Seelen! sie seien beredter, als aller Menschen Worte: suchet eure Väter und Mütter, – versöhnet euch, – thut hinweg die verfluchten Gedanken des Eigendünkels, suchet eurer Väter, eurer Mütter Segen und Frieden, auf daß ihr hinzugerechnet werdet zu der himmlischen Familie, die da ist Vater, Sohn und Geist – und der Himmel voll Engel!


V.

 Wenn aber Gottes und Seines Sohnes gegenseitige Liebe an Weihnachten alle Väter und Kinder zur gegenseitigen Liebe auffordern, so erweckt hingegen die gemeinsame Liebe des Vaters und des Sohnes zur Welt alle Kinder und Sünder der Welt, Nachfolger des verlorenen Sohnes zu werden und in die offenen Vaterarme des über JEsu ewig erfreuten, durch Ihn versöhnten Vaters zurückzukehren. Warum doch hat der Vater den Sohn dahin gegeben, – warum hat sich der Sohn selbst aufgeopfert, – warum haben sie die Welt so hoch geliebt, wenn nicht darum, daß aus der ganzen vaterlosen, verwaisten Erde Eine Gottesfamilie werde, die Seiner Liebe