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Anhänglichkeit; lehre mich sterben ehe ich sterbe, und gib mir, daß ich aufhöre, die Kreaturen anders zu lieben, als es recht ist vor Dir und einer Seele geziemt, die auf Erden allezeit ist wie Israel in der Passanacht, nemlich davon eilend, ein anderes Vaterland suchend. Dein heiliger Geist mache mich durch sein Wort und durch die Speise aus der Heimath, dein Hochwürdiges Sakrament, zu einem recht entfeßelten und freien Fremdling und Pilgrim auf Erden, auch in der Heimath. Er mache mich aber auch bereits hier durch einen rechtschaffenen Glauben zu einem Insaßen und Bürger jener ewigen Stadt, zu welcher ich nach Ebr. 12. schon jetzt gehöre. Das Bewußtsein und die Zuversicht meines himmlischen ewigen Bürgerrechtes begleite mich nicht bloß wie ein schwacher Gedanke, und wie ein matter Schein des Mondes, durchs Leben, sondern es durchdringe und erfülle mich mit der Kraft einer göttlichen Offenbarung und regiere mein ganzes Leben. Die Freude an meinem ewigen Aufenthalt mache mich in dieser Welt allezeit sehnsuchtsvoll singen mit Deiner Braut, der heiligen Kirche: „O Ewigkeit, du schöne, mein Herz an Dich gewöhne, mein Heim ist nicht

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/34&oldid=- (Version vom 17.8.2017)