Seite:Wilhelm Löhe - Raphael.pdf/33

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Andenkens an das, was daheim ist, wie angeschmiedet bin. Ich kann mich auch nicht aufschwingen zu dir, nicht andächtig sein und beten, wie ich soll, weil ich immer nur Ein Gebet habe und Einen Wunsch, zu den Meinen zurückzukehren, unter denen ich doch, wenn ich bei ihnen verweile, auch nicht völlig daheim, nicht völlig zufrieden bin. O entwöhne mich doch durch die Kraft Deines heiligen Geistes von aller ungeordneten Liebe zu dem, was zeitlich und sichtbar ist, und lehre michs innerlich recht bedenken und faßen, daß das Wesen dieser Welt vergeht. Laß mich die irdische Heimath lieben, aber nicht also, daß ich sie nicht gerne und willig entbehren könnte und möchte: die unordentliche Liebe zu ihr und den stündlichen Hang nimm mir weg. An die Fremde laß mich meine Seele nicht hängen, so reizend und schön und feßelnd sie sein möge; aber auch nicht an die Heimath, in welcher ich nach Deinem Willen doch auch nur ein Pilgrim und Fremdling bin. Ich weiß, daß ich sterben und alles dahinten laßen muß, und daß mein Geist berufen ist, einsam aus dem Leibe und der Welt zu dem himmlischen Jerusalem zu wandern. So entbinde mich doch von meinen Banden der

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/33&oldid=- (Version vom 17.8.2017)