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4.
Wider das Heimweh.

O HErr mein Gott, der Du mir auf Erden eine Heimath gegeben hast, welche mir Pfand und Vorbild der ewigen Vaterstadt sein soll: ich bitte Dich, bringe mein armes Herz zu einer geordneten und Dir gefälligen Liebe der Heimath hier und der ewigen Heimath in der Höhe. Die Liebe und Gewöhnung meiner irdischen Heimath ist in mir größer, als billig und recht ist vor Dir, denn ich denke und sehne immer nach heim und leide unter dem Heimweh wie ein Knäblein, das zum ersten Male den süßen Ort der väterlichen und mütterlichen Liebe verlaßen und in die ferne Stadt ziehen muß, der Schule wegen. Ich reise dahin über Berg und Thal und merke allenthalben Ruf und Einladung der Kreatur, Dich in Deinen Werken zu finden und zu preißen; aber meine Augen sind gehalten, und ich kann den Weg des Lobes und Dankes nicht betreten, weil ich im Kerker des traurigen Brütens

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/32&oldid=- (Version vom 17.8.2017)