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und gib mir die Einfalt, welche das auch den Geringen und Niedrigen von Dir verliehene Recht, unter anderen zu leben, im Frieden gebraucht, weder linkisch, noch übermüthig und roh, sondern so bescheiden, mäßig und frei, ihrem Stande gemäß sich allenthalben bewegt, daß sie von beßeren Menschen aller Stände gerne in ihrer Mitte gesehen und gelitten wird, und sich das Leben nicht deshalb vergällen läßt, daß sie unter anderen sein muß, so wie sie ist. O HErr, mein Heiland, der Du ein Zimmermann warest, eines Zimmermannes Sohn, wie jedermann glaubte, aber von Jugend auf überall, in Jerusalem unter den Lehrern im Tempel, bei Hohen und Niedrigen unbeschwert, in deinem einzig schönen Maße Dich bewegtest und wandeltest, mache mich zu Deinem Bilde, zu einem bescheidenen Jünger, dem aber dennoch das königliche Recht, nach dem eigenen Maße unter anderen freudig zu leben und Deine Gnade zu rühmen, beiwohne, und der ohne Engigkeit und Bangen auch in der Nähe und Umgebung der verschiedensten Menschen den Weg des Lebens gehe. Ja, dieselbe christlich edle Bildung verleihe mir, mein Gott, von innen heraus nach außen, die edle Vollendung, wenn ich es

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.10.2017)