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des bösen Samens entbrennt, wenn ihm sein Wille und Begehren nicht durchgeht. Wir aber sind schwach und unrein, auch sehr wehleidig, und ergeben uns ungern darein, Glieder einer streitenden Kirche zu sein, und bis an unser Ende zu bleiben. Darum schonen und sparen wir die Wahrheit, und suchen durch Schweigen über die Nothwendigkeit des Kampfes hinweg zu kommen. Das Schweigen aber, mag es auch in manchem Fall, auch vor Deinem Angesichte das Klügste und Beste sein, nimmt doch so oft nicht allein der Wahrheit die Ehre, sondern auch den Kindern der Welt das eine ihnen geschenkte Mittel, gerettet und selig zu werden, nemlich eben Dein Wort und Deine Wahrheit. So sündigen wir dann oft wider Deine Ehre, wider das Heil der Welt, und eben damit auch gegen unser eigenes Heil, wir sündigen unverantwortlich vor Dir. Das geschieht daheim in unsern gewöhnlichen Verhältnissen, noch mehr aber, wenn wir in der Fremde sind, auf Reisen. Da lädt die Unkenntnis der Personen und der Verhältnisse zum Schweigen und Verleugnen ein, und wie wir über uns selbst die Wahrheit nicht sagen, sondern entweder schweigen, oder prahlen und vornehm thun, und

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.10.2017)