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allein und einsam dahin gehen. Wenn man reiset und Christen findet, Glieder Deines Leibes, HErr Jesu: was für eine selige Entdeckung pflegt das zu sein! Wenn man sich Eines Geistes und Eines Glaubens, Eines Weges und Zieles erkennt und fühlt, o dann wird die Reise lieblich und schön, und die Freude der Gemeinschaft pflegt uns erquickender zu sein, wenn sie uns in der Fremde begegnet, als daheim. Keine leibliche Verwandtschaft erfreut das Herz so sehr, als wenn sich unvermuthet geistliche Verwandtschaft findet. O da erkennt und fühlt man erst, was Du, o HErr, den Gliedern Deines Leibes in der Vereinigung mit Dir für einen reichen Freudenquell geschenkt hast: die Regung desselben Geistes, der vom Haupte ausgeht, der Zusammenhang und Drang der einander entgegenwallenden Herzen ist nicht allein heilig, sondern auch süßer als jede Freude dieser Welt; ja weil er heilig ist, gewährt er der Süßigkeit und Freude die Gewißheit eines gesunden Lebens und Deines eigenen Wohlgefallens. O HErr, Du treuer Hirte und Führer auf meiner Reise, wenn es Dir wohlgefällt, wenn Du mich nicht etwa durch Entbehrung hungriger machen und zu desto größerer

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.10.2017)