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ihre Zeitgenoßen und die Nachkommen zu machen. Während ihr Leben zeigt, wie man nicht leben müße, läßt uns ihr Tod im hellsten Lichte schauen, wie ein Sünder selig sterben solle und könne.

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 Als die diocletianische Verfolgung über das römische Reich hin wüthete, floh ein spanischer Bischof, Narcissus, mit seinem Diakonus und kam auf seiner Flucht herüber nach Deutschland und nach Augsburg; und wie der HErr alle Dinge wunderbar fügt, so führte er den heiligen Mann und seinen Gefährten zur Herberge ins Haus einer öffentlichen Buhlerin. Das war Afra, zu Augsburg geboren, und von ihrer Mutter Hilaria, die aus Cypern stammte, für den Dienst der unreinen Venus erzogen. Afra bereitete ihren Gästen das Mahl. Als es aufgetragen war, segnete es der Bischof und betete mit seinem Gefährten zu hoher Verwunderung der Buhlerin, die nun deutlich merkte, daß die beiden Männer unter die Zahl ihrer gewöhnlichen Besucher nicht zu rechnen waren. Afra fragte nach Stand und Geschäft derselben und war nun nicht bloß verwundert, Christen bei sich zu sehen, sondern es durchdrang sie die Gnade wie ein Blitz; sie stürzte dem Bischof zu Füßen und bekannte ihm unter vielen

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/254&oldid=- (Version vom 9.10.2016)