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Rosen-Monate heiliger Frauen

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Textdaten
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Autor: Wilhelm Löhe
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Titel: Rosen-Monate heiliger Frauen
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: S. G. Liesching
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Ein Conferenzvortrag in Betreff der Rosenmonate heiliger Frauen
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Rosen-Monate
heiliger Frauen.


Wilhelm Löhe,
lutherischer Pfarrer.




Stuttgart, 1860.
Verlag von S. G. Liesching.


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Vorwort.
An die Leserin.


 Im zweiten Theile meines Hausbuches findest du, liebe Tochter, ein Calendarium sanctorum, ein Verzeichnis der Gedenktage und Namen von Heiligen, welche in der Kirche früherer Zeiten Anerkennung und Geltung gefunden haben. Da nun aber diese Namen größtentheils unbekannt geworden sind, und doch in der neuesten Zeit ihr Gedächtnis auch in der protestantischen Kirche wieder mehr emporkommt und hervorgehoben wird; so wollte auch ich, im engeren Anschluß an den zweiten Theil meines Hausbuchs, das Meine thun, um Lesern und Leserinnen meiner Zeit zu dienen und das Gedächtnis der Hingeschiedenen Heiligen fruchtbar zu machen. Ich faßte den Vorsatz, an Beispielen zu zeigen, wie wohl| diejenigen, welche mein Hausbuch gebrauchen, thun würden, wenn sie sich das Namenverzeichnis heiliger Menschen reizen ließen, die Personen, welche diese Namen tragen, etwas genauer kennen zu lernen. – Allerdings kann man sagen, daß ich meinen Zweck nur desto gewisser erreicht haben würde, wenn ich mich nicht darauf beschränkt hätte, nur Frauennamen zu erklären. Während ich von den in diesem Buche enthaltenen Lebensläufen einen nach dem andern schrieb, machte sichs mir selbst oft genug bemerklich, wie viele Aehnlichkeit zwischen ihnen ist, wie viel größer und mannigfaltiger die Lebensläufe der männlichen Heiligen sind, wie viel reicher und mannigfaltiger sich daher auch der Inhalt dieses Büchleins gestaltet haben würde, wenn ich sechzig Lebensläufe von Männern und Frauen, nicht von Frauen allein erzählt hätte. Der allgemeine Zweck jedoch, welchen ich bei diesem Buche hatte, wurde durch einen zweiten specielleren beherrscht, der mir es nicht erlaubte, den Inhalt anders zu ordnen, als er geordnet ist.
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 Es erscheint nemlich diese Schrift zunächst zum Besten des Diakonissenhauses Neuendettelsau und des von demselben neuerbauten Betsaales, und wie sie| also durch die Interessen einer weiblichen Genoßenschaft veranlaßt ist, so sollte sie sich auch hauptsächlich an das weibliche Geschlecht wenden und gewissermaßen selbst weibliche Natur anziehen, indem sie lauter weibliche Lebensläufe darböte. Es stand nicht im Vermögen des Erzählers, seinen Erzählungen auch diejenige Form des Gedankens und des Wortes zu geben, durch welche sie geeignet sein könnten, sich dem weiblichen Gemüthe recht innig anzuschließen; aber wenn es ihm möglich gewesen wäre, würde es auch in seinem Zwecke und in seinem Willen gelegen haben. Jedenfalls aber ist die Schrift doch ganz dem weiblichen Geschlechte gewidmet, und der Erzähler hätte es beinahe auf den Titel geschrieben, wie sehr er wünscht, daß die einzelnen Lebensläufe von Frauen und Jungfrauen am stillen Morgen, etwa vor oder nach dem Frühstück, ehe man zur täglichen Arbeit greift, gelesen würden. „Morgenlektionen für Frauen und Jungfrauen“ – so hätte er fast den ersten Titel erweitert.
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 Der erste Titel heißt „Rosenmonate heiliger Frauen.“ Die Erwähnung der Rosen sollte nach Meinung des Erzählers andeuten, daß die Lebensläufe der heiligen Frauen duftig sind wie Rosen| und den Geruch eines heiligen und himmlischen Lebens auch jetzt noch verbreiten. Monatrosen dürfte man sie nicht vergleichen, da sie schon so viele Jahrhunderte blühen und duften. Rosenmonat heiliger Frauen wollte ich das Büchlein benennen, weil ich ursprünglich nur die Absicht hatte, dreißig der größten Lebensläufe zu geben, also Lektionen für einen Monat, oder kurzweg Einen Rosenmonat heiliger Frauen. Im Verlauf der Arbeit schien es mir, als würde das Büchlein mehr Nutzen bringen, wenn möglichst alle weiblichen Kalendernamen abgehandelt würden: es könnte dann, meinte ich, eine jede Christin, die nicht einen ganz besonderen, vom Brauch der Christenheit abweichenden Namen bekommen hat, unter ihrem eigenen Namen in dem Büchlein ein Beispiel himmlischer Liebe und Treue finden, in welchem sie sich spiegeln könnte. Dennoch finden sich nun nicht alle weiblichen Kalendernamen berücksichtigt, sondern nur sechzig, jedenfalls die große Mehrzahl der in meinem Hausbuch aufgeführten weiblichen Kalendernamen, aber doch nicht geradezu alle. Von manchen ist die Nachricht, welche wir haben, entweder gar zu dürftig, oder allzu sagenhaft, und einige, ganz wenige ließ ich am Ende doch auch aus anderen Gründen weg,| zumal ich dann gerade sechzig, also Rosenmonate heiliger Frauen, nemlich zwei, bekam.
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 Es wäre nicht unmöglich, daß irgend eine Leserin, die im Buche blättert, es misbehaglich bei Seite legte, weil lauter Lebensläufe der älteren Zeiten erzählt werden. Zwar weiß ich nun wohl, und freue mich auch deßen von Herzen, daß die neuere Zeit, auch die protestantische Kirche, nicht minder ihre heiligen Frauen hat; ich kenne und schätze auch die Lebensformen, welche ich an den heiligen Frauen der protestantischen Konfessionen kennen lernte; wenn ich bei den Frauen der alten Zeit die Gewalt und Macht bewundere, vermöge deren sie ihrer Herr wurden, Leiber und Seelen auf schmaler Bahn führten, so freue ich mich deshalb nicht weniger der Lieblichkeit und frischen Freudigkeit, die ich an manchen Lebensläufen protestantischer Frauen habe kennen lernen: ich wünschte den Unterschied der Zeiten mit Wahrheit so ausdrücken zu dürfen, daß die Heiligung der älteren Christen und Christinnen mehr in Werken eines durch Liebe zu Jesu gestählten Willens, die der neueren mehr in Früchten und mühelosen Erzeugnissen eines vom Evangelium durchdrungenen Geistes erscheine. Allein bei alledem mußte ich| mich in dieser Schrift doch begnügen, nur Frauenbilder der älteren Zeit vorzuführen, weil meine Absicht war, den herkömmlichen Kalender zu erläutern und zu befruchten, und in dem herkömmlichen Kalender nun einmal bis jetzt keine Namen der neueren Zeit aufgenommen sind und sein können. So abgeklärt hat sich unser geschichtliches Urtheil noch lange nicht, daß wir einig werden könnten, welche Namen der neueren Zeit in ein Heiligenverzeichnis gehörten, welche nicht. Es kann sich einstweilen jede Confession, jede Richtung, jede Gegend und jede Gemeinde ihre eigenen Diptycha anlegen; aber erst die Zukunft kann zeigen, welche Sterne dauerndes, unvergängliches, den ganzen Kirchenhimmel durchstrahlendes Licht haben werden.
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 Die Leserin merkt wohl, daß ich die vorausstehenden Sätze in einem apologetischen Stile geschrieben habe, d. h. in einem Tone, welcher sich auch in den Lebensläufen selbst oftmals vernehmen läßt. Freunde, welche manche von den Lebensläufen lasen, während sie entstanden, wünschten gerade diesen Ton weg, welchen doch ich selbst nicht einmal vermeiden wollte. Wer das Leben alter oder mittelalterlicher Christen zu schreiben sich unterfängt, der| braucht in der That nicht schon im Geruche eines romanisirenden Christenthums zu stehen, um vollends in den Ruf des Papismus zu kommen. Luther, Hieronymus Weller, Georg Major, Porta, Hondorff, Rabus u. s. w., selbst August Hermann Francke, neuerer protestantischer Schriftsteller zu geschweigen, haben sich zwar mit denselbigen Heiligenleben befaßt, wie ich, ohne mißverstanden zu werden. Allein der heutige Protestantismus ist in vielem Betracht engherziger und abschüßiger, als der früherer Zeiten, und was die Lutheraner unserer Tage anlangt, so sind oft gerade von ihnen manche einem herben, ja fanatischen Geist ergeben, dem nicht blos nichts dran liegt, Gnadenspuren bei anderen, die ihrer eigenen Confession nicht zugehören, aufzusuchen, sondern die es auch nur mit Mißtrauen und Mißbilligung ansehen können, wenn andere unverholen Wohlgefallen und Freude darüber zu erkennen geben, daß der HErr auch außerhalb der lutherischen Kirche Geist und Gabe verliehen hat und noch verleiht. Da ich nun das in der That oft genug selbst erfahren habe und täglich erfahre, so bin ich, obwohl seit längerer Zeit ein Vorgänger und Vorkämpfer anderer auf der lutherisch konfessionellen Bahn, doch immer und immer| genöthigt, mich apologetisch und defensiv auszudrücken. Es wäre mir lieber, wenn ich nicht dazu veranlaßt wäre; aber ich kann es mit gutem Gewißen thun, da ich jetzt noch wie früher ein getreuer Anhänger der symbolisch lutherischen Sätze bin, und nur nicht mehr zu denen gehöre, welche die symbolischen Sätze und die dogmatischen Erläuterungen derselben, wie sie sich im 16. und 17. Jahrhundert finden, verwechseln und beide für gleich richtig und wichtig halten.

 Ich habe dies gerade hier zu wiederholen, da ich sehr häufig mit den vorhandenen protestantischen Schriften über den Heiligenkalender mich nicht begnügen konnte, sondern Arbeiten, wie die von Ruinart, von Butler u. drgl. zu Rathe ziehen mußte. Ich finde in der That auch manche römisch-katholische Schriften nicht unkritischer, als die protestantische Litteratur; im Gegentheil ist es mir hie und da einmal vorgekommen, wie wenn eine protestantische Darstellung von Heiligenleben legendenhafter und weniger nüchtern gehalten wäre, als einige von mir gebrauchte Bücher der römischen Kirche.

 Was nun meine eigene Arbeit betrifft, so fällt es mir nicht ein, ihr irgend ein Verdienst beizumeßen.| Ich habe mit prüfendem Verstande mancherlei gelesen, und wiedererzählt, was mir wichtig und merkwürdig erschien. Das ist alles, was ich mir zuschreiben kann, und mehr war für meinen Zweck nicht einmal nöthig. Wer etwas anders sucht, als die Erzählung und einfache Würdigung deßen, was auf dem Gebiete der Kalenderlitteratur jedermann zugänglich vorliegt, der wird gewis nicht befriedigt werden. Dies ganze Büchlein kann an seiner Stirne als Motto die bekannten Worte tragen: relata refero, d. h. ich berichte, was ich gelesen habe. Vielleicht bereitet es dennoch mancher Leserin einen Theil von dem Vergnügen, welches ich bei den Erzählungen meiner Gewährsleute gefunden habe.
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 Damit hätte ich vielleicht gesagt, was zum Vorwort nöthig ist. Doch möchte ich schließlich noch eine Eintheilung und Classification der Lebensläufe dieses Büchleins erwähnen. Eine große Anzahl besteht nemlich aus solchen, die in die Zeit der großen Verfolgungen der ersten Jahrhunderte gehören; die andern gehören in ruhigere Tage, während welcher die äußern Verfolgungen schweigen, und daher die inneren Erfahrungen und die Liebesthätigkeit nach außen hin zu großer Ausbildung und Bedeutung gelangen.| Die Lebensläufe der ersteren Classe scheinen uns mehr anzugehören, als die späteren; wer für Christum leidet und stirbt, der ist unmisverständlich; das Blut des Martyriums mildert selbst in solchen Dingen das Urtheil der Nachwelt, in Anbetracht welcher man gegen Menschen, die nicht Märtyrer wurden, sehr scharf zu sein pflegt. Die zweite Classe von Lebensläufen, in welchen die mittelalterliche Ascetik vor unser betrachtendes Auge tritt, ist uns fremder: wir haben mehr zu überwinden, und wenn wir die bekannten selbsterwählten Wege der Heiligung fast allenthalben wiederfinden, so gibt das eine Monotonie, die uns widerwärtiger ist, als jene, welche wir in den Märtyrerprozessen der ersten Classe immer und immer wieder finden. Trotz dieser großen Verschiedenheit finden wir jedoch auch wieder zwischen beiden Classen tiefe und innere Einheit. Nicht blos erstrecken sich die Pfade der selbsterwählten Heiligung weit hinauf in die ersten Jahrhunderte und bis in die Tage der Märtyrer und Bekenner unter den römischen Kaisern, sondern es erstreckt sich auch umgekehrt von jenen uralten Zeiten bis tief ins Mittelalter herein ein Strom des Glaubens und der Liebe zu Jesu Christo, den man durchaus nicht verleugnen oder gar ableugnen darf,| weil er sich durch so viele fremdartige, ja wohl auch giftige und verwerfliche Pflanzen und Gewächse dahin drängen muß. Möchte das Letztere insonderheit von allen Leserinnen auch in meinen armen Erzählungen gefunden werden! Und möchten sie, Bekennerinnen einer reineren Lehre, welche nie genug zu schätzen sein wird, an Glaubens- und Liebeskraft niemals hinter den heiligen Frauen der alten Zeit zurückbleiben, sondern sich angemahnt und aufgefordert fühlen, denselben Weg bei hellerem Lichte desto lauterer und treuer zu wandeln, und äußerlich wie innerlich so zu leben, daß man an ihnen das Bild des Menschensohnes wiederfinden könne, der, gleich entfernt von den Verkehrtheiten früherer und jetziger Tage, je und je allen hätte Maß und Beispiel geben sollen und können zur Vermeidung der Fehler von jeglicher Art.
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 Diesem, unserm HErrn, in Deßen Glanze alle Sterne leuchten, die an Seinem Kirchenhimmel glühen, und vor welchem sie, als vor ihrer Sonne, alle erbleichen, sei allein die Ehre! Zu Ihm, zu Seiner Anbetung und heiligen Nachfolge, so wie zu Seinem göttlichen Frieden soll uns die Bekanntschaft mit allen Heiligen hier und dort leiten. Nicht von Ihm weg, sondern zu Ihm hin möge uns jeder Tag von diesen| Rosenmonaten mit lieblichen und starken Händen leiten. Das ist der Wunsch des geringen Erzählers, der zwar von allen Heiligen, die Christo angehören, so wenig einen vermissen möchte, als der ewig gute Hirte eines Seiner Schafe missen kann, der aber, wenn es darauf ankäme, gewis lieber alle Heiligen als das Eine Herz entbehren möchte, das für uns am Kreuz gebrochen ist. Gelobt sei Er Selber, daß wir Ihn und alle die zusammen behalten dürfen und sollen, die ihre Kleider in Seinem Blute gewaschen und helle gemacht haben!

 Geschrieben am 23. November 1859.


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Alphabetisches Namensverzeichnis.

Seite
Adelheid 361
Afra 233
Agape, Chionia, Irene 099
Agatha 062
Agnes 001
Anastasia 253
Apollonia 038
Athanasia 249
Barbara 343
Beatrix 229
Blandina 174
Brigitta 289
Christiana 357
Christina 224
Clara 242
Crescentia 184
Didymus und Theodora 124
Dorothea 025
Elisabeth 328
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Emerentiana 010
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Gertrud 091
Hedwig 318
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Margaretha 201
Maria aus Egypten 110
Mathildis 083
Monika 135
Odilia 348
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Paula 013
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Perpetua und Felicitas 066
Petronilla 172
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Potamiäna 187
Pudentiana 163
Pulcheria 259
Radegundis 209
Regina 257
Richardis 273
Rufina 221
Scholastica 040
Sophia und ihre Töchter 147
Symphorosa und ihre Söhne 214
Thekla 278
Theodosia 096
Theodotus und die sieben Jungfrauen 150
Theresia 305
Walburgis 131




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Ebräer 11, 13– 16.

 Diese alle sind gestorben im Glauben, und haben die Verheißung nicht empfangen; sondern sie von ferne gesehen, und sich der vertröstet, und wohl begnügen laßen, und bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.

 Denn die solches sagen, die geben zu verstehen, daß sie ein Vaterland suchen.

 Und zwar, wo sie das gemeint hätten, von welchem sie waren ausgezogen, hatten sie ja Zeit, wieder umzukehren.

 Nun aber begehren sie eines beßern, nämlich eines himmlischen. Darum schämet sich GOtt ihrer nicht, zu heißen ihr GOtt; denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.