Zum Inhalt springen

Rosen-Monate heiliger Frauen/Apollonia

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Dorothea Wilhelm Löhe
Rosen-Monate heiliger Frauen
Alphabetisches Namensverzeichnis
Scholastica »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
V.
9. Februar.
Apollonia,
Jungfrau, Märtyrin.


 Es ist der Name einer durch Alter und Tugend gleich ehrwürdigen Jungfrau zu Alexandrien, welchen die Leserin in der Überschrift findet. In der letzten Zeit des Kaisers Philippus, im Jahre 249, war nach einem Zeugnis des heiligen Dionysius zu Alexandrien in dieser Stadt eine Verfolgung der Christen ausgebrochen. Ein Dichter reizte das Volk zur Wuth auf, unter deßen mörderischen Händen alsdann mehr als ein Blutzeuge Jesu verschied. Auch Apollonia wurde ergriffen. Man gab ihr Backenstreiche, daß ihr die Zähne ausgeschlagen wurden. Die greise Jüngerin blieb unerschüttert. Da zündete man außerhalb der Stadt ein großes Feuer an und drohte, sie in dasselbe zu werfen, wenn sie sich nicht herbei ließe, Christum zu lästern. Sie, wie wenn sie sich bedenken wollte, bat sich eine kleine Zeit aus, die man ihr auch gönnte; kaum aber| hatte man ihr den freien Gebrauch ihrer Glieder gelaßen, so stürzte sie sich freiwillig in die Flammen, in denen sie ihren Geist aufgab. Nicht gezwungen, völlig frei sollte allen ihr Opfer erscheinen. Sie wagte damit nicht geringes, und die Kirchenväter haben Noth, ihr Thun als vom Geiste eingegeben darzustellen, damit nicht die kühlere Nachwelt aus dem Martyrium, welches sie anstrebte, einen Selbstmord mache. Die Krone, welcher sie entgegensprang, wäre ihr ohne Zweifel auch dann zu Theil geworden, wenn sie ihrer gewartet hätte; es war die Freudigkeit ihres Verlangens, welche sie hinriß, und während ihr Wille unzweifelig ohne Tadel war und das Beste suchte, muß sie sich nun von einer Zeit lästern laßen, für welche doch, wie bereits (p. 16) gesagt, nicht blos die Tugenden, sondern auch die Fehler der alten Blutzeugen zu groß sind, als daß sie ihnen darin gleich werden könnte. Die ruhige Betrachtung könnte uns ohne Zweifel geneigt machen, lieber dem Urtheil der Kirchenväter, als dem der jetzigen Zeit beizutreten. Möchten nur alle, die den Namen Apollonia’s tragen, ihre Treue besitzen und ihren reinen und starken Willen, Christo bis zum Tode anzugehören!




« Dorothea Wilhelm Löhe
Rosen-Monate heiliger Frauen
Scholastica »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).