Rosen-Monate heiliger Frauen/Agape, Chionia, Irene
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XVII.
3. April.
Agape, Chionia, Irene
und ihre Gefährtinnen, Blutzeugen.
Dulcetius sagte zu den Frauen: „Was ist das für ein Unsinn, daß ihr den frommen Befehlen unserer Kaiser und Cäsaren nicht gehorchen wollt? Und du, sagte er zu Agathon gewendet, warum gehst du zu den Opfern, wie die pflegen, die sich den Göttern weihen, und nimmst doch keinen Theil an ihnen, ißest nicht vom Opfermahl“?
- Agathon antwortete: Weil ich Christ bin.
- Dulcetius: Bleibst du auch heute bei deinem Verfahren?
- Gewis, antwortete Agathon.
- D. Du aber, Agape, was sagst du?
- A. Ich glaube dem lebendigen Gott und will mein bisher wohlbewahrtes Gewißen nicht verlieren.
- D. Und du, Chionia, was sagst du dazu?
- Ch. Da ich dem lebendigen Gott glaube, wollte ich deshalb nicht thun, was du sagst.
- Zu Irene gewendet, sagte der Statthalter:
- Was nun du? Warum hast du dem frommen Befehle unserer Kaiser und Cäsaren nicht gehorcht?|
- Aus Gottesfurcht, sagte Irene.
- D. Du aber, Casia, was sagst du?
- C. Meine Seele will ich bewahren.
- D. Willst du also der Opfer theilhaft werden?
- C. Keineswegs.
- D. Und du, Philippa, was sprichst du?
- Ph. Eben dasselbe.
- D. Was ist also das?
- Ph. Ich will lieber sterben, als von deinen Opfern eßen.
- D. Eutychia, du?
- E. Dasselbe sage ich auch; auch ich will lieber sterben, als thun, was du befiehlst.
- D. Hast du einen Mann?
- E. Er ist gestorben.
- D. Wie lang schon?
- E. Vor ungefähr sieben Monden.
- D. Und von wem bist du schwanger?
- E. Von ihm, meinem Manne, den mir Gott gegeben hat.
- D. Ich ermahne dich, Eutychia, von dieser Thorheit abzustehen und zu menschlichen Gedanken zurückzukehren. Sag, willst du nicht dem kaiserlichen Edikte gehorchen?|
- E. Ich will durchaus nicht gehorchen, denn ich bin eine Christin, eine Magd des allmächtigen Gottes.
- D. Weil Eutychia schwanger ist, soll man sie indes im Kerker aufbewahren. Du aber Agape, willst du alles thun, was wir, die wir den Kaisern und Cäsaren unterthänig sind?
- A. Es ziemt sich mit nichten für mich, dem Satan unterthänig zu sein; durch falsche Worte wird mein Sinn nicht versucht, denn er ist unüberwindlich.
- D. Und du, Chionia, was ist dein Sinn?
- Ch. Unsern Sinn kann niemand verkehren.
- D. Sind bei Euch Bücher oder Pergamente der gottlosen Christen?
- Ch. Keine. Die jetzigen Kaiser haben uns alle nehmen laßen.
- D. Wer hat euch denn diesen Sinn eingegeben?
- Ch. Der allmächtige Gott.
- D. Wer hat euch zu dieser Thorheit verführt?
- Ch. Der allmächtige Gott und Sein eingeborner Sohn, unser HErr Jesus Christus.
Nach der glorreichen Vollendung der beiden heiligen Schwestern führte man Irene wieder zum Statthalter, und dieser ließ sie in folgender Weise an:
„Wie unsinnig dein Vorsatz ist, erscheint jetzt in| seinem ganzen Lichte, da du bis zum heutigen Tage so viele Pergamente, Bücher, Hefte, Blätter und allerlei Schriften aller möglichen Christen von Anfang an bei dir bewahrt hast. Man hat sie dir vorgelegt, und du hast sie anerkennen müßen, obgleich du alle Tage geleugnet hast, daß dergleichen Schriften bei euch zu finden seien. Nicht zufrieden mit der Strafe deiner Schwestern hast du dich nach deren Tode auch nicht durch die Furcht des eigenen Todes bestimmen laßen. Daher muß man dir allerdings jetzt deine Strafe anthun. Doch scheint es nicht unzweckmäßig, dir auch jetzt noch einige Güte angedeihen zu laßen, ja sogar dich straflos und frei von aller Pein und Gefahr zu entlaßen, wenn du jetzt wenigstens die Götter anerkennen willst. Was sagst du? Willst du thun, was unsere Kaiser und Cäsaren befohlen haben? Bist du bereit, vom Opfer zu eßen und den Göttern zu opfern“? – „Mit nichten, mit nichten, antwortete Irene, bei dem allmächtigen Gott, der Himmel und Erde, das Meer und alles was drinnen ist, geschaffen hat. Denn wer Jesum, das Wort Gottes leugnet, dem ist die höchste Strafe jenes ewigen Feuers gedroht.“- D. Wer hat dich dann angeleitet, die Pergamente und Schriften bis auf den heutigen Tag zu behalten?|
- I. Derselbe allmächtige Gott, der uns befohlen hat, ihn bis in den Tod zu lieben. Darum haben wir es nicht gewagt, ihn zu verleugnen, sondern es vorgezogen, lieber lebendig verbrannt zu werden, oder alles mögliche andere zu dulden, als solche Schriften zu überliefern.
- D. Wer hat es gewußt, daß sie in deinem Hause sind?
- I. Der allmächtige Gott, der alles weiß, hats gesehen, sonst niemand. Wir haben unsere eigenen Hausgenoßen für schlimmer gehalten als Feinde und ihnen daher nichts gezeigt, damit sie uns nicht verriethen.
- D. Wo habt ihr euch im vorigen Jahre, da das Edikt der Kaiser und Cäsaren zuerst hinausgegeben wurde, verborgen?
- I. Wo Gott gewollt hat. Auf den Bergen, unter dem freien Himmel sind wir gewesen, Gott weiß es.
- D. Bei wem habt ihr euch aufgehalten?
- I. Unter dem freien Himmel, bald auf dem, bald auf jenem Berge.
- D. Wer hat euch Brot gegeben?
- I. Gott, der allen die Speise reicht.
- D. Wußte euer Vater um diese Dinge?|
- I. Gewis nicht, bei dem allmächtigen Gott; er hat überhaupt nichts gewußt.
- D. Wer von euren Nachbarn hat darum gewußt?
- I. Frag die Nachbarn, und erforsche die Orte und Personen, die wußten, wo wir waren.
- D. Habt ihr nach eurer Rückkehr vom Gebirge in jemandes Gegenwart in euren Schriften gelesen?
- I. Die Schriften waren in unserem Hause, ohne daß wir wagten, sie hervor zu holen. Es war uns angst und jämmerlich genug zu Muthe, daß wir nicht Tag und Nacht lesen konnten, wie wir gewohnt waren bis zum vorigen Jahre, wo wir sie verbergen mußten.
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So hatte denn Agape die Liebe bewiesen, die stärker ist, als der Tod, Chionia ihre Kleider gewaschen im Blute des Lammes, daß sie schneeweiß wurden, und Irene empfangen, was ihr Name sagt, den Frieden Deßen, der da spricht: „Meinen Frieden gebe, meinen Frieden laße ich euch; nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.“ Des Dulcetius gedenkt man neben den edlen Blutzeuginnen, wie des Pilatus neben dem HErrn; die drei Schwestern aber haben erfahren, was geschrieben steht: „Das Blut seiner Heiligen ist werth geachtet vor dem HErrn.“ Ihr Gedächtnis ist im Segen. Die Nonne Roswitha hat in einem geistlichen Schauspiel die Sage zu verherrlichen gesucht, nach welcher die drei Schwestern der unreinen Begier des Dulcetius wunderbar entrückt, ihm aber in seine Arme statt der Jungfrauen Töpfe gegeben worden seien, weshalb| man sie auch mit Töpfen in der Hand malt. Es bedarf aber weder der Töpfe, noch der Sage; die schönen Namen der heiligen Drei leuchten auch ohne das vermöge ihrer Passion durch die Zeit, und im Falle sie auch bei Verleugnung der Bücher sich eine Nothlüge erlaubt haben sollten, so sieht man doch aus allem, daß es nicht aus Furcht und Verzagtheit, sondern aus Treue geschah, nicht in der Absicht, die Bücher zu verleugnen, sondern sie zu behalten. Wer sich in dergleichen kurze Erzählungen des Alterthums mit einiger Lebendigkeit versetzen kann, dem werden die Beispiele der alten Blutzeugen groß. In unserem Falle sind es Jungfrauen, angethan mit allen Ansprüchen auf dies arme Leben, Töchter heidnischer Eltern, wider der Eltern Sinn gläubig, gegen deren Willen flüchtig, wohl zu ihrem großen Jammer treu bis in die Flammen: was liegt in diesen wenigen Zügen schon für ein ganzes Meer von inneren Beziehungen und Bewegungen angedeutet? Man braucht nicht einmal an das Frauenhaus und was mit dem Aufenthalte dortselbst zusammenhängt, zu denken. Prüfe nach solchen Vorgängen, Leserin, deine kleine Treue, und sieh einmal, wie weit du noch dahin hast, wie die drei Schwestern, ich sage nicht, zu sterben, sondern nur zu leben.
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