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daß sie mit ihrem eigenen Leben dafür haften müßten, daß Irene an dem ihr bestimmten Ort bliebe. So wurde sie denn dahingeführt, aber der heilige Geist schützte sie, so daß sie von niemand berührt wurde, niemand ihr unehrerbietig nahte, niemand wagte, ihr ein schändliches Wort zu sagen. Nach abgelaufener Frist ließ sie Dulcetius wieder vor sich führen, und sprach zu ihr: „Verharrst du auch jetzt noch immer in deiner tollkühnen Verkehrtheit?“ Irene antwortete: „Es ist nicht Tollkühnheit und Verkehrtheit, sondern Gottesfurcht, worin ich verharre.“ Darauf versetzte Dulcetius: „Aus deinem früheren Verhöre ist es ganz offenbar, daß du dem Befehle der Kaiser dich nicht fügen willst; in derselben Hartnäckigkeit sehe ich dich auch jetzt verharren, daher du die Strafe leiden wirst, die dir gebührt.“ Darauf forderte er Schreibmaterial und fällte schriftlich folgendes Urtheil: „Weil Irene dem Befehl der Kaiser nicht gehorchen, noch den Göttern opfern wollte, sondern in der Gemeinschaft und Religion der Christen auch jetzt noch verharrt, so soll auch sie, wie ihre Schwestern, lebendig verbrannt werden.“ Die Soldaten ergriffen darauf die Jungfrau und führten sie an denselben hochgelegenen Ort, wo ihre Schwestern

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/127&oldid=- (Version vom 9.10.2016)